Sie sind hier:

Siedlerstelle Kaisen

OBJ-Dok-nr.: 00005662




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Ost
Stadtteil:
Borgfeld
Straße:
Rethfeldsfleet 9
Denkmaltyp:
Siedlungshaus
Eintragung:
2023
Listentext:
Rethfeldsfleet 9, Siedlungshaus Kaisen, 1933 - 1934 (siehe Denkmalgruppe Rethfeldsfleet 9, 9a) (2023)
Baugeschichte:
1933/1934 als Teil der Siedlung Katrepel erbaut°
1960 Umbau im Erdgeschoss
Kurzbeschreibung:
Die Siedlerstelle Kaisen entstand in den Jahren 1933 - 1934 als Teil der Nebenerwerbssiedlung Katrepel auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfes Katrepel, das damals zur bremischen Landgemeinde Borgfeld gehörte. Klein- oder Nebenerwerbssiedlungen waren ein vom Staat erdachtes und gefördertes Konzept, um die Krisenfestigkeit der Bevölkerung zu stärken. Sie sind daher als Resultat der unstabilen Wirtschaftslage zu sehen, die die Zwischenkriegsjahre in Deutschland prägte. In der Zeit des Nationalsozialismus erfüllten sie zudem propagandistische Zwecke. Als Siedlungsfläche diente ein rund 300 Morgen (ca. 80 Hektar) großes, "Upper Borg" genanntes Landgut im Südosten des heutigen Borgfelder Ortskerns. Hier wurden an den Feldwegen Upper Borg, Rethfeldsfleet, Butlandsweg und Bruchwettern insgesamt 30 Siedlerstellen zu je 8 - 12 Morgen eingerichtet, zu denen je ein Wohnhaus mit integriertem Viehstall, Hof- und Gartenfläche sowie Ackerland, Wiesen und Weiden gehörten.°
Die am Feldrand gelegene Siedlerstelle 20 (Rethfeldsfleet 9) bezog 1933 die Familie des sozialdemokratischen Bremer Senators und späteren Bürgermeisters Wilhelm Kaisen, um sich den Repressalien durch das NS-Regime zu entziehen. Die ländliche Abgeschiedenheit Borgfelds und die gezwungene politische Zurückhaltung Kaisens führten dazu, dass seine Familie die Jahre der NS-Diktatur dort verhältnismäßig unbeschadet überstand. Auch nach seinem Wiedereintritt in den Senat nach Kriegsende und seiner Wahl zum Bürgermeister 1946 gab Kaisen Haus und Hof in Borgfeld und die damit verbundene landwirtschaftliche Arbeit nie auf. Der in Bremen damals wie heute hochverehrte Landesvater Kaisen nutzte sein bescheidenes, ländliches Heim immer wieder, um seine natürliche Verbundenheit zu Land und Leuten in der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Selbst hochrangige Besucher wie den Bundespräsidenten Theodor Heuss empfing Kaisen auf seiner Scholle.°
Durch seine Person erhält die ehemalige Siedlerstelle 20, die sich dank ihrer heutigen musealen Nutzung außerordentlich authentisch erhalten hat, neben ihrer siedlungsgeschichtlichen Bedeutung auch die Eigenschaften eines Denkmals der Bremer Nachkriegszeit. Das Siedlungshaus ist darüber hinaus aus architekturgeschichtlicher Sicht relevant, da es sich um eine Fortführung des traditionellen Wohnstallhauses handelt, dessen Ausführung an die Bedarfe der Siedlungsplanung angepasst wurde.
Epoche:
Zwischenkrieg
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1933/1934
Objekt @ Künstler:
Bauleitung
  Architekt/Künstler:
Alfred Engelhardt
  Funktion:
Architekt
Objekt @ Künstler:
Siedlungsträger
  Architekt/Künstler:
Carl von Lingen
Quelle:
Determann, Eva: Das Wohnhaus der Familie Kaisen. Informationen zum Rundgang, o.J.
Quelle:
Wendt, Hans Heinrich: Wohnsiedlungen in Bremen 1900 - 1945, Bremen 1984
  Stelle:
o.P.
Lit.-Kurztitel:
1933 - 1983. 50 Jahre "Siedlung Katrepel"
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
  Stelle:
Abb. XII b 27
Lit.-Kurztitel:
Bürgerverein Borgfeld e.V.: 75 Jahre "Siedlung Katrepel", Bremen 2008
  Stelle:
...
Lit.-Kurztitel:
Du baust wie du bist. 40 Jahre Bauen in und um Bremen, Ausst.-Kat. 2004
  Stelle:
(2002) & (2001)
Lit.-Kurztitel:
Kaisen, Ilse: Unser Leben in Borgfeld, Bremen 2003
  Stelle:
...
Lit.-Kurztitel:
Kaisen, Wilhelm: Meine Arbeit, mein Leben, München 1967
  Stelle:
158 - 164
Lit.-Kurztitel:
Wedemeier, Klaus (Hrsg.): Unser Wilhelm Kaisen, Bremen 1987
  Stelle:
..

Verbundene Objekte