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Taubstummenanstalt & Pädagogische Arbeitsstelle & Schulpraktisches Institut

OBJ-Dok-nr.: 00005127




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Ost
Stadtteil:
Östliche Vorstadt
Ortsteil:
Steintor
Straße:
Humboldtstraße 183
Denkmaltyp:
Schule
Eintragung:
2020
Listentext:
Humboldtstraße 183, Bremische Taubstummenanstalt, 1861-1862 von Lüder Rutenberg, Umbau und Erweiterung 1883 von Friedrich Wilhelm Rauschenberg (2020)
Baugeschichte:
1991: Umbau zur KiTa und Rekonstruktion der alten Fensteröffnungen
Kurzbeschreibung:
Das Gebäude Humboldtstraße 163 wurde als Taubstummenanstalt durch den 1828 gegründeten "Verein für die Taubstummenanstalt" 1863 in Betrieb genommen. Die Taubstummenanstalt war zuvor seit 1837 in einem Schulgebäude an der Ellhornstraße untergebracht gewesen. In der Weimarer Zeit wurde diese Institution verstaatlicht (1928 ganz vom Staat übernommen), 1938 in "Gehörlosenschule" umbenannt, nach dem Krieg aber wieder Taubstummenschule. 1959 kam es dann zum Auszug aus der Humboldtstraße, als die Taubstummenschule mit der Sprach-, Heil- und Schwerhörigenschule an der Marcusallee vereinigt wurde.°
Errichtet hatte das Schulgebäude der Taubstummenanstalt 1861-1862 der Bauunternehmer Lüder Rutenberg (1816-1890). 1883 wurde es von Friedrich Wilhelm Rauschenberg (1853-1935) durch Um- und Anbau auf die doppelte Größe gebracht. Das Gebäude der ehem. Taubstummenanstalt ist giebelständig zur Humboldtstraße und bildet dort insbesondere im 1. Obergeschoss vor dem dort ehemals befindlichen Betsaal eine eindrucksvolle und repräsentative Dreifenstergruppe aus. Das mittlere der von einem Rundbogen abgeschlossenen Fenster ist erhöht und die Fenstergruppe insgesamt von einem gestuften Gesimsband überkuppelt. Es handelt sich dabei um eine heute seltene Dekorationsform, die der Architekt Rauschenberg 1883 bei der Aufstockung wählte und die stilistisch auf die Zeit um 1860 zurückverweist. Darunter, in der Mauer versenkt, ist eine gusseiserne Relieftafel erhalten, die mit einem Sinnspruch auf die ursprüngliche Funktion des Gebäudes verweist: "Wir wollen zu Gott rufen, und der Herr wird uns helfen, Psalm 55,17" und die dort sehr wahrscheinlich schon 1863 bei der Erröffnung des Gebäudes angebracht worden war.°
In direkter Nachbarschaft wurden 1864 direkt nach der Errichtung der Taubstummenanstalt im westlichen Straßenverlauf durch den Bauunternehmer Lüder Rutenberg noch 20 zweigeschossige Wohnhäuser und ein Gemeinschaftshaus für minderbemittelte Familien gestiftet. Diese, das Grundstück in der Tiefe u-förmig erschließende "Rutenbergstift" genannte Wohnhausgruppe ist 1964 zugunsten eines neuen Gemeindezentrums für die Friedenskirche abgebrochen worden. Wenn man sich diesen Zusammenhang vergegenwärtigt, zeigt sich jedoch, dass sich hier in der Nähe der Krankenanstalt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als eine zusammenhängende Vorstadtbebauung noch lange nicht entstanden war, ein Zentrum christlicher und mildtätiger Stiftungen gebildet hatte, an das nach dem Verlust des Rutenberg-Stifts noch die Friedenskirche und die Taubstummenanstalt erinnern.
Epoche:
Historismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1861-1862
Art Dat.:
Umbau
  Num.-Dat.:
1883
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Rauschenberg, Friedrich Wilhelm
  Funktion:
Architekt
  Dauer:
1883
  Kommentar:
Um- und Aufbau zur doppelten Größe
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Rutenberg, Lüder
  Rank:
Maurermeister
  Kommentar:
1861-1862
Sozietät:
Bauherr
  Sozietät Name:
Verein für die Taubstummenanstalt
Quelle:
Bauakte
Quelle:
Bodensiek, G.: Die Taubstummen-Anstalt zu Bremen, 1912
Quelle:
Gramatzki, Rolf: Bauen und Bildung, 2002
  Stelle:
167
Quelle:
Ortgies, Klaus und Manfred Büscher: Geschichte der Bremer Gehörgeschädigtenbildung, 1977
Lit.-Kurztitel:
Bodensiek, G.: 100 Jahre Bremische Taubstummenanstalt 1827-1927, Bremen 1927
  Stelle:
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