Feuerwache und Zollamt

Bremen

West

Walle

Überseestadt

Waller Stieg 1 & 3 & 5
Fabrikenufer 2

Feuerwache & Zollamt

2019

Waller Stieg 1/5, Feuerwache 5 und Zollamt am Holz- und Fabrikenhafen, 1904-1906 von Ludwig Beermann (2019)°
Fabrikenufer 2

1952: Ausbau des Dachgeschosses zu Diensträumen°
2004: Nutzungsänderung - Feuerwache in Gastronomie und Bürogebäude, Eigentümer Feuerwache GbR

Die 1870 gegründete Berufsfeuerwehr Bremen richtete in den neu angelegten Bremischen Häfen gleich zwei Feuerwachen ein: Am Freihafen I (Europahafen) 1890 die Feuerwache 4 und am Holz- und Fabrikenhafen 1898 die Feuerwache 5. Die Feuerwache 5 war zuerst nur ein kleines Wachgebäude, besetzt mit einem Oberfeuermann und drei Feuerleuten, von denen immer einer von abends 7 Uhr bis morgens 7 Uhr einen festgelegten Kontrollgang durchführen musste. Die Fahrzeit von der Hauptfeuerwache 1 Am Wandrahm bis zum Holzhafen betrug in einem Notfall damals zwölf Minuten. Um eine größere Unabhängigkeit von der Hauptfeuerwache zu erlangen und in der Erkenntnis, dass die Brandgefahr in den Schuppen und Speichern der Hafenwirtschaft besonders hoch war, errichtete das Hochbauamt Bremen 1904-1906 den Neubau der Feuerwache 5, die zusammen mit einem gleichzeitig errichteten Zollamt seither einen repräsentativen baulichen Abschluss am Hafenkopf des Holz- und Fabrikenhafens bildet.°
Der Entwurf für die Feuerwache und das Zollamt am Hafenkopf des Holz- und Fabrikenhafens entstand im Hochbauamt Bremen und ist unterzeichnet vom Baumeister Ludwig Beermann. Beermann gelang es, der hochaufragenden Industriearchitektur am Hafenbecken städtebaulich ein wirkungsvolles Pendant entgegenzustellen. Der breitgelagerte zweigeschossige Baukörper, durch Baumaterial und Gestaltungsmuster zu einer Einheit zusammengefasst, wurde von ihm durch Stufengiebel im Bereich der Feuerwache sowie durch in der Spitze gerundete Dreiecksgiebel im Bereich des Zollamts effektvoll in die Höhe entwickelt. Ein weiteres vertikales Element sind die schmalen, aus der neugotischen Architektur entliehenen, im Kontrast zum roten Ziegelmauerwerk weiß geputzten Blendnischen und natürlich das zwischen den Giebeln der Feuerwache hochaufragende Walmdach, das wie der Vierungsturm eines Querhauses die Firstlinie überragt.°
Im Inneren haben sich auch nach dem jüngsten Umbau zahlreiche Ausstattungsdetails der Erbauungszeit erhalten: Die zwei Haupttreppenhäuser besitzen noch ihre Terrazzofußböden und schmiedeeisernen Geländer mit hölzernen Handläufen, in den Fluren sind die Rahmen und Zimmertüren original erhalten, im Bereich des Zollamts sogar in der Klarlackfassung des Erstanstrichs. Bemerkenswert sind die vielen erhaltenen Details der ehemaligen Wagenhalle der Feuerwehr. Dort sind bei der Herrichtung als Gastronomie ein umlaufendes zweifarbiges gemauertes Ziermuster unter einem späteren Anstrich freigelegt worden, der originale Klinkerfußboden und auch die drei großen Feuerwehr-Ausfahrtstore aufgearbeitet und dadurch erhalten geblieben, wodurch der ursprüngliche Zweck dieses Gebäudes bis heute nachvollziehbar ist.