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Brücke,Drehbrücke (Bremerhaven Klußmannstraße)

OBJ-Dok-nr.: 00003120




Stadt:
Bremerhaven
Bezirk:
Süd
Stadtteil:
Geestemünde
Ortsteil:
Geestendorf
Straße:
Klußmannstraße
Denkmaltyp:
Brücke & Drehbrücke
Eintragung:
2010
Listentext:
Klußmannstraße, Drehbrücke über den Hauptkanal, 1860-1861 von Heinrich Adolf Buchholz (2009)
Kurzbeschreibung:
Die Drehbrücke über den Geestemünder Hauptkanal steht noch in direktem Zusammenhang mit der Gründung Geestemündes. Sie wurde 1860-1861 nach Entwurf des Ingenieurs Heinrich Adolf Buchholz als wichtige Verbindung zwischen dem Geestemünder Markt (heute Berliner Platz) und dem Geestemünder Bahnhof errichtet. Als älteste bewegliche und heute noch bestehende Brücke in Bremerhaven gehört die Brücke über den Hauptkanal in Geestemünde zu den herausragenden technischen Denkmalen der Stadt.°
Der Hauptkanal in Geestemünde wurde gleichzeitig mit dem Querkanal und dem großen Bassin des Handelshafens zwischen 1857 und 1862 erbaut. Die beiden Stichkanäle sollten nach dem städtebaulichen Gesamtkonzept die Verbindung zum Petroleumhafen und zum Holzhafen herstellen. Da die von Süden kommende Hauptverkehrsstraße, die über den Geestemünder Markt und die neue Drehbrücke (Fährstraße-Ludwigstraße) über die Geeste nach Bremerhaven führte, vom Hauptkanal durchschnitten wurde, gehörte die Anlage einer Drehbrücke an dieser Stelle von Anfang an zum Gesamtkonzept. Sie war deshalb auch bereits 1862 zusammen mit den übrigen Hafenanlagen des ersten Bauabschnitts fertig. Der Petroleumhafen (1875) und der Holzhafen (1877) kamen erst später hinzu und sind heute bereits wieder zugeschüttet oder - wie der Petroleumhafen - überbaut.°
Drehbrücken sind seit jeher eine für Häfen charakteristische Einrichtung, da hier jeder Brückenschlag auch gleichzeitig die Durchfahrt der im Hafen verkehrenden Schiffe ermöglichen muss. Bei der großen zu überbrückenden Spannweite im Hauptkanal erschien den Ingenieuren die Anlage einer zweiflügeligen Brücke mit dem Drehpunkt in der Mitte die einfachste und billigste Lösung. Zu beiden Seiten des Mittelpfeilers blieb im geöffneten Zustand für die Durchfahrt der Schiffe noch genügend Platz. Die zweiflügelige und 45m lange Stahl-Nietkonstruktion ruht auf drei Pfeilern, wobei die Drehung des Oberbaus auf einem Kranz von 16 Rollen auf dem im Kanal stehenden Mittelpfeiler von 7 m Durchmesser erfolgt. Der Antrieb erfolgte ursprünglich von Hand durch drei Arbeiter, die über eine Drehvorrichtung in der Mitte den Rollenkranz auf dem Mittelpfeiler in Bewegung setzten. Der eiserne Oberbau war einst aus englischem Puddelstahl hergestellt und entsprach, wie überhaupt die ganze Brücke, in seiner Konstruktion der ersten Drehbrücke über die Geeste, die bereits 1856 fertig war und nur wenige Meter unterhalb der 1904 an ihre Stelle getretenen Geestebrücke stand. Mit Rücksicht auf den gleichen Verkehrsstrom, den beide Brücken aufzunehmen hatten, gab man der Brücke über den Hauptkanal denselben Querschnitt wie der Geestebrücke. In dem bedeutenden technischen Denkmal ist uns also zugleich ein Ebenbild jener älteren, inzwischen verschwundenen Geestebrücke erhalten geblieben.°
1931 wurde die Brücke von der Brückenbaufirma MAN in Gustavsburg umgebaut und mit einem elektrischen Antrieb versehen; die erste große Sanierung 1980 erfolgte durch den Bremerhavener Stahlbaubetrieb Gustav W. Rogge. Dabei wurde die Fahrbahn als Stahlkonstruktion erneuert. Bei der letzten Sanierung 2003 wurde die 140 Tonnen schwere Brücke von einem Schwimmkran in den Fischereihafen gebracht und dort drei Monate lange restauriert. Dabei sind die ehemals hölzernen Gehwege durch Stahl ersetzt und das Hubwerk und die Schrankenanlage erneuert worden. Die Brücke wird heute noch in ihrer ursprünglichen Funktion für die Durchfahrt der Sportboote des Weser-Yacht-Clubs betrieben.
Epoche:
Historismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1860-1861
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Buchholz, Heinrich Adolf
  Funktion:
Ingenieur
  Rank:
Baurat
Sozietät:
Ausführung
  Sozietät Name:
Harkot
  Sozietät Funktion:
Brückenbau
  Sozietät Kommentar:
Harkot bei Haspe i.W. gehörte zu den führenden Brückenbauunternehmen der Zeit
Lit.-Kurztitel:
Brönner, Wolfgang: Drehbrücke über den Hauptkanal, Holzhafen und Jachthafen =°
Bremerhaven. Ein hafengeschichtlicher Führer, Bremerhaven 1980
  Stelle:
101-102
Lit.-Kurztitel:
Buchholz: Drehbrücke über den Hauptcanal zu Geestemünde =°
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins Hannover 10 (1864)
  Stelle:
Sp. 278-292, Bl. 286-289
Lit.-Kurztitel:
Dehio Bremen/Niedersachsen 1992
  Stelle:
68
Lit.-Kurztitel:
Peters, Dirk J.: Bewegliche Brücken in Bremerhaven =°
Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 74 (1995)
  Stelle:
177-214, hier: 187-189