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Wohnwirtschaftsgebäude (Bremen Glücksburger Straße 47)

OBJ-Dok-nr.: 00002691




Stadt:
Bremen
Bezirk:
West
Stadtteil:
Walle
Ortsteil:
Osterfeuerberg
Straße:
Glücksburger Straße 47
Denkmaltyp:
Wohnwirtschaftsgebäude
Eintragung:
2023
Listentext:
Glücksburger Straße 47, Fachwerkhaus, 1836 (2023)
Baugeschichte:
Errichtung 1836, Umbau 1912 durch H. Philippi, Umbau 1992 durch H. Werner
Kurzbeschreibung:
Das ehemalige Wohnwirtschaftsgebäude in der Glücksburger Straße 47 wurde der Torbalkeninschrift zufolge 1836 in Fachwerkbauweise errichtet. Es bezeugt als letztes Gebäude die einst überwiegend landwirtschaftliche Nutzung vieler Häuser in diesem Straßenzug. Der ursprünglich dörfliche Charakter Walles ging mit dem Bau der Waller Heerstraße (1820er Jahre) und der Anlage der Bahnstrecke vom Hauptbahnhof bis nach Geestemünde (Fertigstellung 1862) sukzessive verloren.°
In seiner Grundstruktur geht dieses Gebäude auf eine kleine Form des "Niederdeutschen Hallenhauses" zurück. Dabei handelt es sich um ein "Einhaus" oder auch "Wohnwirtschaftsgebäude", in dem die Menschen zusammen mit ihrem Vieh unter einem Dach lebten und wirtschafteten. Anhand seiner Konstruktionsweise lässt es sich dem Typ des Zweiständerbaus zuordnen. Im Wesentlichen wurde das Gebäude durch zwei Bauphasen geprägt: die Errichtung im Jahr 1836 und ein Umbau im Jahr 1912. Die heute noch gut ablesbare Umbauphase steht im Zusammenhang mit der Errichtung von vier Gewächshäusern im hinteren Grundstücksbereich und wurde von dem Bauführer Heinrich Philippi für den damaligen Eigentümer und Gärtnereiinhaber Christian Mittelstorb ausgeführt. Spätestens zu dieser Zeit wurde die Viehhaltung im Haus beendet und die typische Aufteilung eines Niedersächsischen Hallenhauses zum Teil aufgegeben. In dieser Umbauphase ist die Beeinflussung durch die Heimatschutzbewegung deutlich zu erkennen. Dabei zeigt Philippi ein Gespür für den Umgang mit der ländlichen Bauweise, indem er das bestehende Bauernhaus sensibel der neuen Nutzung anpasste. So legte er ein Augenmerk auf den Eingangsbereich, dessen charakteristischer Torbogen nun nicht mehr die zweiflügelige grote Dör einrahmt, sondern als Reminiszenz an diese eine einflügelige Tür, die von zwei feststehenden, kassettierten Holzelementen und einem Oberlicht mit Sprosseneinteilung eingefasst ist.°
Der Denkmalwert dieses Fachwerkhauses lässt sich geschichtlich und heimatgeschichtlich begründen. Zum einen zeigt das Gebäude in seiner Kubatur und in seinem Fachwerkgefüge noch die traditionelle Bauweise des Niederdeutschen Hallenhauses, das hier als Zweiständerbau ausgeführt worden ist. Gleichzeitig ist das Gebäude ein anschauliches Zeugnis dafür, wie Anfang des 20. Jahrhunderts ländliche Bauten im Sinne der Heimatschutzbewegung umgebaut und an den neuen Zweck, in diesem Fall für das Wohnen, angepasst wurden. Dass hierbei ein hoher gestalterischer Anspruch an den Tag gelegt wurde, zeigt sich vor allem in der feinsinnigen Gestaltung der Eingangstür sowie in dem einheitlichen Design der Treppe und der Zimmertüren, die sich durch ihre Formensprache des damals modernen Jugendstils von der Mode des 19. Jahrhunderts abgrenzen. Für die Ortsgeschichte Walles ist das Fachwerkhaus ein anschauliches Zeugnis für den Wandel von einem landwirtschaftlich Geprägten Dorf hin zu einem Teil der Bremer Vorstadt.
Epoche:
Historismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1836
Art Dat.:
Umbau
  Num.-Dat.:
1912
Art Dat.:
Umbau
  Num.-Dat.:
1933
Art Dat.:
Umbau
  Num.-Dat.:
1992
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Philippi, Heinrich
  Rank:
Bauführer
  Dauer:
1912
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Schwarting, Wilhelm
  Funktion:
Architekt
  Dauer:
1933
Quelle:
Nacherfassung Ricci
Lit.-Kurztitel:
Kulturhaus Walle Brodelpott: Walle-Utbremen 1860-1960. Ein Photographischer Streifzug, Bremen 2007
  Stelle:
60