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Wohnanlage des Amerikanischen Generalkonsulats

OBJ-Dok-nr.: 00001878




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Ost
Stadtteil:
Horn-Lehe
Ortsteil:
Horn
Straße:
Marcusallee 2 & 4
Horner Heerstraße
Denkmaltyp:
Wohnanlage
Eintragung:
2009
Listentext:
Marcusallee 2/4, Wohnanlage des Amerikanischen Generalkonsulats, 1953-1954 von Skidmore, Owings & Merrill und Otto Apel (1999)°
Einzeldenkmale siehe: Marcusallee 2; 4°
Horner Heerstraße
Kurzbeschreibung:
Auf einem großzügigen, parkartigen Eckgrundstück mit altem Baumbestand an der Marcusallee/Ecke Horner Heerstraße wurden 1953/54 im Auftrag des US-Department of State zwei langgestreckte moderne Wohnhausriegel für 16 Familien von Angestellten des gleichzeitig erbauten US-Generalkonsulats an der Contrescarpe errichtet. Alle drei Bauten waren Teil eines Bauprogramms der US-Regierung, das gleichzeitig auch in Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt neue amerikanische Generalkonsulate entstehen ließ. Die Gebäude dieses Programms waren typologisch eng miteinander verwandt und von dem weltberühmten amerikanischen Büro SOM (Skidmore, Owings & Merrill) in Zusammenarbeit mit Otto Apel (Frankfurt/M.) entworfen worden. Die örtliche Bauleitung für Bremen lag in den Händen des hiesigen Architekten W. Rogge.°
Die beiden Wohnhausriegel, jeweils als dreigeschossige Flachdach-Laubenganghäuser ausgeführt, weisen wie das Konsulatsgebäude selbst eine sehr hohe Entwurfsqualität auf und beeindrucken durch ihre klare Struktur und elegante Leichtigkeit bis heute. Im bedächtigen Bremen der frühen Nachkriegszeit wirkten die zwei Wohnbauten an der Marcusallee dramatisch modern; es gab bis zu diesem Zeitpunkt am Ort kaum eine vergleichbar radikale neue Architektur. Das Konsulatsgebäude wurde 1952 gar von konservativen örtlichen Kräften noch als "wesensfremder Baustil in Kubusform" gegeißelt. Sie verkörpern sinnfällig das amerikanische Selbstverständnis in den 1950er Jahren als moderne, fortgeschrittene Nation. Sie sind landesgeschichtlich bedeutsame bauliche Zeugnisse des Nachkriegsstatus' Bremens als amerikanische Enklave und Nachschubhafen der USA, eines Status', der den Fortbestand der Eigenstaatlichkeit Bremens überhaupt erst ermöglichte.°
Die beiden parallel mit großzügigem Abstand auf einer Rasenfläche zueinander orientierten und in der Länge etwas differierenden (ca. 81 zu ca. 73 m) Laubenganghäuser sind auf dem trapezoid zugeschnittenen Grundstück in Längsrichtung gegeneinander verschoben. Die Einbindung in das Parkgrundstück ist sorgsam inszeniert und sowohl unter freiraumgestalterischem wie auch funktionalem Aspekt gut überlegt. Die drei Zielsetzungen der Bauaufgabe, nämlich den schönen Baumbestand zu erhalten, alle Wohnungen soviel wie möglich am Park teilhaben zu lassen und ihnen eine möglichst günstige Besonnung zu verschaffen, sind mit dem Konzept der beiden Laubenganghäuser mit Südorientierung sämtlicher Wohnungen optimal gelöst.°
Die Erdgeschosse waren für Hausmädchenzimmer, Hausmeisterwohnung, Abstellräume etc. vorgesehen. Jedes der zwei Wohnobergeschosse setzte sich bei Block A aus zwei Wohnungen mit drei Schlafräumen und zwei Wohnungen mit zwei Schlafräumen zusammen, bei Block B aus zwei Wohnungen mit drei Schlafräumen und zwei Wohnungen mit einem Schlafraum. Alle Wohnungen besaßen zwei Zugänge (zur Wohnung selbst und zur Küche), so dass das Hausmädchen ohne Störung der Familie von seinem Zimmer im Erdgeschoß zur Küche gelangen konnte. Jede Wohnung besaß eine nach Süden orientierte Loggia. Unabhängig von der Zahl der Schlafräume verfügte jede Wohnung über die gleiche "Wohneinheit" (Apel) mit Wohnraum, Loggia, Essplatz und besonders geräumiger Einbauküche. Nach amerikanischem Usus kamen begehbare Einbauschränke zum Einsatz. Alles hatte eine klare, helle, moderne Funktionalität.°
Bauliche Veränderungen in den 1970er Jahren (Nutzung der Bauten als Universitätsbauamt) führten zwar zu einem spürbaren Verlust an Bauästhetik, stellen aber angesichts der verbleibenden baukünstlerischen Qualitäten die hohe architekturgeschichtliche und geschichtliche Bedeutung der Bauten nicht in Frage.
Epoche:
Nachkrieg
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1953-1954
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Apel, Otto
  Funktion:
Architekt
  Kommentar:
Kontaktarchitekt des amerikanischen Büros
Sozietät:
Ausführung
  Sozietät Name:
W. Kellner und Co.
  Sozietät Funktion:
Baugeschäft
Sozietät:
Bauherr
  Sozietät Name:
US State Departement
Sozietät:
Entwurf
  Sozietät Name:
Skidmore, Owings und Merrill
  Sozietät Funktion:
Architektengemeinschaft
Lit.-Kurztitel:
Apel, Otto: Wohnbauten für amerikanische Konsulatsbeamte in Bremen =°
Bauen und Wohnen 11 (1956) 2
  Stelle:
37-39
Lit.-Kurztitel:
Architektur in Bremen und Bremerhaven, 1988
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Architektur von Skidmore, Owings und Merrill, 1950-1962, Stuttgart: Hatje, 1962
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
BDA Preis 1974
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1950-1979, 2014
  Stelle:
116
Lit.-Kurztitel:
Flugdächer und Weserziegel, 1990
  Stelle:
146-147, 186f.
Lit.-Kurztitel:
Kultermann, Udo: Private und kommunale Bauten =°
Die Bauwelt 49 (1958) 38
  Stelle:
933-937, hier: 935
Lit.-Kurztitel:
N.N.: Amerikanische Generalkonsulate in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart =°
Bauen und Wohnen 11 (1956)
  Stelle:
113-118
Lit.-Kurztitel:
Neue deutsche Architektur, Stuttgart 1956
  Stelle:
44 f. (Konsulatswohnbauten in Bremen)
Lit.-Kurztitel:
Vos, Axel und Gudrun Spengler: Beispiele aus der Praxis der energetischen Ertüchtigung von eingetragenen Kulturdenkmalen in Bremen =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 10, Bremen 2013
  Stelle:
81-90
Lit.-Kurztitel:
W. Kellner und Co. Bremen. 1908 - 1958, Bremen 1958