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Kino Aladin

OBJ-Dok-nr.: 00001769




Stadt:
Bremerhaven
Bezirk:
Nord
Stadtteil:
Lehe
Ortsteil:
Goethestraße
Straße:
Rickmersstraße 11 & 13
Denkmaltyp:
Kino & Lichtspielhaus
Eintragung:
2007
Listentext:
Rickmersstraße 11/13, Kino Aladin, 1955-1956 von Heinz Feuerhack (2007)
Baugeschichte:
Bauantrag für Lichtspieltheater und 4 Läden Juli 1955 (Entwurf 1954); Bauschein November 1955; Rohbauabnahme November 1955, Gebrauchsabnahme September 1956
Kurzbeschreibung:
Das Kino "Aladin" entwarf der Architekt Heinz Feuerhack 1955-1956 für den Filmkaufmann Günter Hansel. Das Kinogebäude mit einem zur Straßenfront ansteigendem Flachdach überragt die beiderseits anschließende, langgestreckte, zweigeschossige Wohn- und Geschäftshauszeile. Dadurch kann der an den Langseiten sehr geschlossen und einfach gestaltete, umso monumentaler wirkende Bauköper schon aus der Ferne wahrgenommen werden und ist schnell als Theatergebäude zu erkennen. Die Straßenfassade zur Rickmersstraße ist - besonders in den Abend- und Nachtstunden - werbewirksam gestaltet: Das Obergeschoß, hinter dem sich der Kinosaal verbirgt, tritt mit der Krümmung der Projektionsleinwand als einem fensterlosen Erker aus der Fassade hervor. Auf dieser Fläche befinden sich in zeittypischer schwungvoller Neon-Leuchtschrift der 1950er Jahre der Name des Kinos "Aladin" und eine "Wunderlampe", umrahmt von einem Strahlenkranz.°
Im Erdgeschoß durchschreitet der Besucher zunächst eine Ladenpassage mit ursprünglich vier Läden. Der Fußbodenbelag mit Solnhofer Platten, die gleichmäßige Beleuchtung mit vielen kleinen, in die Decke integrierten Lichtquellen ("Sternenhimmel") und die in der Art großer Ausstellungsvitrinen ausgebildeten Schaufenster lassen bereits die Assoziation eines Innenraums zu, obwohl man sich ursprünglich tatsächlich noch im öffentlichen Straßenbereich befand. Mitten auf der Verkehrsfläche der Passage befindet sich freistehend die Kinokasse, die der Architekt mit besonderem Aufwand gestaltet hat: Besonders das bugartig gegen den Strom der Kinobesucher gestellte zylindrische Bauglied mit Panoramascheibe und dessen indirekte Beleuchtung über dem expressiv aus dem Zylinderschaft ausschwingenden Abschluss sind Elemente einer skulpturalen Architektur der 1950er Jahre in Deutschland, wie sie in Bremerhaven und Bremen sehr selten sind. Einen besonderen Kunstgriff stellen die im trichterförmigen Zuschnitt der Passage rechtwinklig zum Verlauf der Rickmersstraße gestellten Schaufenster der Läden dar. Durch diese Bauweise entsteht ein zweifacher Versatz, der die Schaufensterfläche gegenüber einer geraden Führung deutlich vergrößert und zudem die Passage ansprechend gliedert.°
Das erste Geschäftsjahr des "Aladin" 1957 fiel zusammen mit dem Höhepunkt der Entwicklung der Kino-Branche in Deutschland, einer Epoche, die man als einen regelrechten Kino-Boom beschreiben kann: Die Zahl der Filmtheater war in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik allgemein sprunghaft angestiegen. So sehr der geschäftliche Erfolg die Filmkaufleute und deren Architekten beflügelte - diese Entwicklung sollte nur von kurzer Dauer sein. Schon 1960 war die Zahl der Kinobesucher in Bremerhaven auf 1,8 Millionen und damit fast wieder auf den Stand von 1950 (1,6 Millionen) gefallen. Wenig später setzte bundesweit, nun forciert von der Konkurrenz des Fernsehens, eine ständig mit Neuerungen aufwartende Weiterentwicklung der gesamten Kinotechnik ein.°
Der Filmkaufmann Günter Hansel betrieb in den frühen 1950er Jahren mehrere Kinos in Lehe; seit 1953 das Kino "Admiral" in der Georgstraße 50 und seit 1954 das "Atlantis" in der Hafenstraße 144. Diese waren ebenfalls von Heinz Feuerhack gestaltet worden, allerdings im Unterschied zum "Aladin" nicht als selbständige Kinobauten, sondern als Um- oder Erweiterungsbauten bestehender Geschäftshäuser. Das "Aladin" betrieb Hansel lediglich ein halbes Jahr vom 10.8.1956 bis zum 2.5.1957. Danach hieß der Pächter Theo Marseille, der von Hansel zum gleichen Zeitpunkt auch das "Atlantis" übernahm. Theo Marseille beauftragte 1960 ebenfalls Feuerhack mit dem Umbau des "Central-Kinos" ("City") in der Hafenstraße. Feuerhack hatte sich also in Bremerhaven offenbar ein Renommeé als Kinoarchitekt erworben.
Epoche:
Nachkrieg
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1955-1956
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Feuerhack, Heinz
  Funktion:
Architekt
  Kommentar:
wohnhaft Hafenstraße 144
Objekt @ Bez:
Bauherr
  Architekt/Künstler:
Hansel, Günter
  Funktion:
Filmkaufmann
  Kommentar:
wohnhaft Georgstraße 50/52
Lit.-Kurztitel:
Ahmadi, Ditta: Lichtspieltheater =°
Berlin und seine Bauten, Teil V, Band A (Bauten für die Kunst), Berlin 1983
  Stelle:
157-183
Lit.-Kurztitel:
Happel, Hans-E. u.a.: On the Waterfront. 100 Jahre Kinogeschichte in Bremerhaven, Bremerhaven 1995
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Mau, Franz-Peter: Flugdächer und Weserziegel, Bremen 1990
  Stelle:
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Lit.-Kurztitel:
Schliepmann, Hans: Lichtspieltheater, Berlin 1914
  Stelle:
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