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Die Glocke & Kapitelhaus der Domgemeinde

OBJ-Dok-nr.: 00000179,T




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Mitte
Stadtteil:
Mitte
Ortsteil:
Altstadt
Straße:
Domsheide 6 & 7 & 8
Denkmaltyp:
Domkapitel & Gaststätte & Konzerthaus & Vereinshaus
Eintragung:
1973
Listentext:
Domsheide 6-8, Konzerthaus 'Die Glocke' und Kapitelhaus der St. Petri-Domgemeinde, 1926-1928 von Walter Görig, Bauplastik von Heinz Lange, Engelhard Tölken und Hans Laubner; Jacobus major, 14. Jh. (Kopie) (1973) (siehe Denkmalgruppe Am Dom 1-2)°
Kurzbeschreibung:
Das Konzerthaus "Die Glocke" und das angrenzende Kapitelhaus der Domgemeinde waren das erste große innerstädtische Bauprojekt der Zwischenkriegszeit in Bremen. Im Jahr 1915 hatte ein verheerender Brand die südlich an den St. Petri-Dom angebauten Baulichkeiten des ehemaligen Domklosters zerstört, das nach einem Umbau 1857 als Sitz des Künstlervereins zum "Mittelpunkt des geistigen Lebens" in Bremen geworden war. Ein reichsweiter Wettbewerb wurde 1920 zugunsten des Bremer Architekten Walter Görig (1885-1974) entschieden, jedoch erst erheblich später, 1926-1928 baulich umgesetzt. Neben Räumlichkeiten für das Domkapitel, Kapitel- und Pfarrhaus, wurde mit nun zwei Sälen auch wieder an die Tradition als Konzerthauses angeschlossen, die an dieser Stelle vom Künstlerverein erfolgreich etabliert worden war. Die Bezeichnung als "Die Glocke" wurde erst mit der Wiedereröffnung des Hauses 1928 etabliert und bezieht sich auf ein Gebäude, das als Domanbau im Mittelalter entstanden war. Es handelte sich ursprünglich um einen sechseckigen Fachwerkbau mit einem Kegeldach, der einem runden, fensterlosen Unterbau aufgesetzt war, der sich stark überformt bis heute an gleicher Stelle und Dimension erhalten hat.°
Walter Görig, der 1930 auch als Dombaumeister verpflichtet wurde, errichtete um einen als Kreuzgang gestalteten Garten eine an den Dom angelehnte Baugruppe mit dunkler Sichtziegelverblendung unter sparsamer Verwendung von Werkstein. Der dominante Staffelgiebel ist formal vom Vorgängerbau des Künstlervereinshauses abgeleitet, jedoch in seinen Dimensionen erheblich vergrößert und mit stadtbildprägender Wirkung zur Domsheide, während sich die Fassade zum Grasmarkt mit dem detailreichen und feingliedrigen Erker in Rücksicht auf den Dom vornehm zurückhält. Die sechs Standfiguren am Fuß des Giebels und die Halbreliefs in den Supraporten der fünf Zugänge, allegorische Darstellungen des Bremer Bildhauers Heinz Lange, sind von hoher gestalterischer Qualität und zugleich seltene Beispiele der Bildhauerkunst der Weimarer Zeit. Im Inneren des Konzerthauses hat sich im großen Foyer des Erdgeschosses und der Wandelhalle mit der zweiarmigen Treppenanlage vor dem Großen Saal und auch in den zwei Konzertsälen selbst eine aufwändige wandfeste Ausstattung der Erbauungszeit in Anlehnung an das Art Deco erhalten. Die dunkelbraunen, mit Schellack polierten Oberflächen der wandfesten Paneele und Türen aus kaukasischem Nußbaum sowie die geometrisierenden Muster der plastisch hervortretenden Stuckleisten der Foyer- und Saaldecken und der kunsthandwerklich gelungenen Leuchtkörper und Geländer sind fein aufeinander abgestimmt.°
Wegen der hervorragenden Akustik im Großen Saal mit 1400 Plätzen hat die Glocke den Ruf eines erstklassigen Konzerthauses. Durch die architektonische Struktur (Schuhkarton-Prinzip) und die verwendeten Materialien für die wandfeste Ausstattung sind die akustischen Verhältnisse "seit der Eröffnung herausragend und Maßstäbe setzend" (Prof. Thomas Albert). Auf dem Podium ist seit der Erbauung eine Orgel der renommierten Orgelbaufirma W. Sauer aus Frankfurt/Oder fest integriert. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Konzertorgeln dieser Zeit.
Epoche:
Zwischenkrieg
Stil:
Expressionismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1926-1928
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Görig, Walter
  Funktion:
Architekt
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Lange, Heinz
  Funktion:
Bildhauer
  Kommentar:
Darstellung des Merkur am Eckerker zur Langenstraße (unten)
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Laubner, Hans
  Funktion:
Bildhauer
  Kommentar:
Bauplastik der Erkers zur Marktseite
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Perks, Paul
  Funktion:
Maler
  Kommentar:
Drei antikisierende Figuren, Apoll und zwei Musen, auf der Supraporte des Bühnenportals im Kleinen Konzertsaal
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Tölken, Engelhard
  Funktion:
Bildhauer
  Kommentar:
Zentrale Giebelfigur: ein Putto mit der Harfe spielend.°
Figur über dem Eingang zum Vereinstreppenhaus.
Objekt @ Künstler:
Umbau
  Architekt/Künstler:
Müller-Menckens, Gerhard
  Funktion:
Architekt
  Dauer:
1997
  Kommentar:
Modernisierung der Innenräume
Lit.-Kurztitel:
25 Jahre BDA Bremen, 1929
  Stelle:
o.S.
Lit.-Kurztitel:
Architektur in Bremen und Bremerhaven, 1988
  Stelle:
Nr. 4.1
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: Die Glocke, Bremen 1997
  Stelle:
Rezension in: Bremisches Jahrbuch 77 (1998)
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: Zeitgerechte Zuordnung. Der Architekt Gerhard Müller-Menckens, Delmenhorst 1998
  Stelle:
95-97
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
  Stelle:
368-370, Abb. XI i 19-21
Lit.-Kurztitel:
Continuo. Der Architekt Gerhard Müller-Menckens 1917-2007, Bremen 2009
  Stelle:
174-175
Lit.-Kurztitel:
H.: Arbeiten von Arch. Heinz Stoffregen - Bremen =°
Baumeister 24 (1926)
  Stelle:
189-192, hier S. 192
Lit.-Kurztitel:
Hofmann, Albert: Zur künstlerischen Ausgestaltung des baulichen Mittelpunktes von Bremen =°
Deutsche Bauzeitung 53 (1919)
  Stelle:
545-547, 549-556, 561-565, 567, 569-571, 581, 584-585, 597-600, 613-620
Lit.-Kurztitel:
Kain, Robert: Saalbau "Zur Glocke" am Dom. Die Weihe des Hauses. Ein Rundgang durch das neue Haus =°
Bremer Nachrichten
  Stelle:
1928.10.20
Lit.-Kurztitel:
N.N.: 25 Jahre Ortsgruppe Bremen des BDA =°
Die Baugilde 12 (1930)
  Stelle:
189-197, hier S. 196
Lit.-Kurztitel:
Schwartz, Uwe: Öffentliche und private Großbauten in Bremen zwischen den Weltkriegen =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 10, Bremen 2013
  Stelle:
24-36
Lit.-Kurztitel:
Schwebel, Marianne: "Die Glocke" am Bremer St. Petri Dom =°
Bremisches Jahrbuch 77 (1998)
  Stelle:
266-276

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