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St. Joseph-Hospital & AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven

OBJ-Dok-nr.: 00003185




Stadt:
Bremerhaven
Bezirk:
Nord
Stadtteil:
Mitte
Ortsteil:
Mitte-Nord
Straße:
Wiener Straße 1
Bogenstraße
Denkmaltyp:
Krankenhaus
Eintragung:
2024
Listentext:
Wiener Straße 1, St. Joseph-Hospital, 1901 von Heinrich Flügel (2024)°
Bogenstraße
Baugeschichte:
Entwurf 1901, erbaut 1901-1902; Umbau des Dageschosses (Ausbau einer Liegehalle) 1933, Wiederaufbau 1950.
Kurzbeschreibung:
1901 bis 1902 wurde das St. Joseph-Hospital nach den Plänen des Bremer Architekten und ehemaligen Baurats Heinrich Flügel (1849-1930) als erstes katholisches Krankenhaus in Bremerhaven im Auftrag des 1901 gegründeten Vereins "St. Joseph-Hospital" errichtet. Vorgängereinrichtung war eine 1877 eingerichtete kleine Krankenstation mit anfangs vier Franziskaner-Schwestern in einem Haus in der Jacobstraße 30 (heute Rigaer Straße). Obwohl dort die Versorgungskapazitäten stetig erweitert wurden, war bald ein zweckmäßiger Neubau unumgänglich.°
Der von der vom Bremer Staat angekaufte Bauplatz für das neue Krankenhaus lag im letzten Erweiterungsgebiet Alt-Bremerhavens an der damaligen Wilhelmstraße (heute Wiener Straße). Direkt an der Grenze zur Gemeinde Lehe entstand eine große Dreiflügelanlage in mehrgeschossiger Korridorbauweise, wie sie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchzusetzen begann. Typisch für Krankenhäuser dieser Zeit sind auch die großen, nach Süden ausgerichteten Loggien, auf denen die Patientinnen und Patienten an frischer Luft besser genesen sollten. Das Hospital war für 200 Betten ausgelegt. Die Versorgung übernahmen insgesamt 42 Schwestern. Spezielle Funktionseinheiten wie etwa die Wäscherei, ein eigenes Elektrizitätswerk, die Leichenhalle und Stallungen für Nutztiere waren in separaten Gebäuden untergebracht, die heute nicht mehr existieren.°
Heinrich Flügel wählte wie schon 23 Jahre zuvor, als er das St. Joseph-Stift in Bremen entwarf, auch für das Bremerhavener Projekt den neugotischen Stil in einer leicht vereinfachten Form. Trotz der Kriegsschäden, die das Gebäude 1944 erlitten hatte, haben sich an den Fassaden der unteren vier Geschosse noch sämtliche Stilmerkmale erhalten. Charakteristisch ist die Verwendung von gelb getönten Klinkern, die im Zahnmuster angeordnet als Rahmen für die flachbogigen Fenster, als Eckbetonungen und als umlaufende Ziergesimse dienen und einen Kontrast zum roten bzw. braunen Klinker bilden. Die Straßenfassaden werden von einem weit hervortretenden Mittelrisalit und zwei kürzeren Seitenrisaliten geprägt.°
Von besonderer Bedeutung ist die Hospitalkapelle, die sich im Ostflügel des Gebäudes über zwei Etagen erstreckt und mit ihrem Chorabschluss außen in Erscheinung tritt. Der einschiffige Innenraum ist zeittypisch neugotisch ausgestaltet, was sich vor allem in den profilierten Kreuzgewölben, der von Spitzbögen gerahmten Öffnung zur Apsis und den drei im Original erhaltenen Buntglasfenstern im Chorraum zeigt.°
Ab 1956 hat es zahlreiche An- und Erweiterungsbauten gegeben, die jedoch ohne schwerwiegende Eingriffe in den Altbau stattfanden. Seit 2014 wird das Krankenhaus von dem Schweizer Unternehmen AMEOS betrieben.Der Altbau des ehemaligen St. Joseph-Hospitals ist heimatgeschichtlich bedeutend, da es das älteste erhaltene Zeugnis der Bremerhavener Krankenhausgeschichte ist. Seine Bauweise als repräsentative, hochaufragende Dreiflügelanlage mit markantem Mittelrisalit und die Position an der Straßenecke Bogenstraße/Wiener Straße sprechen für die Absicht, eine städtebaulich wirkungsvolle Inszenierung zu erreichen. Der an den Fassaden und im inneren der Kapelle zum Ausdruck kommende neugotische Stil ist prägend für öffentliche Gebäude in dieser Zeit und entspricht der Handschrift des geübten Neugotikers Heinrich Flügel. Da das Krankenhausgebäude in seiner Kubatur und in seiner inneren Grundrissaufteilung mit den langen Fluren weitgehend authentisch überliefert ist, legt es Zeugnis von der seit dem frühen 20. Jahrhundert bevorzugten mehrgeschossigen Korridorbauweise im Krankenhausbau ab. Krankenhausgeschichtlich von Bedeutung sind auch die Loggien an der Südseite des Gebäudes.
Epoche:
Historismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1901-1902
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Flügel, Heinrich
  Funktion:
Architekt
  Rank:
Baurat
  Kommentar:
1874-1900 Bauinspektor bzw. Baurat bei der Bremer Hochbauverwaltung; Entwurf für St. Joseph-Hospital als freier Architekt.
Sozietät:
Ausführung
  Sozietät Name:
Gebr. Reckeweg
  Sozietät Funktion:
Bauunternehmen
Lit.-Kurztitel:
Doerks, Gerhard: Das öffentliche Gesundheitswesen =°
Bremerhaven heute 1964
  Stelle:
63
Lit.-Kurztitel:
Esders, Johannes, Das St. Josephs-Hospital =°
Nordwestdeutsche Zeitung 33 (1927) 100
  Stelle:
Bl 18 (Jub.-Ausg.)
Lit.-Kurztitel:
Esders, Johannes/Twiehaus, August: Fünfzig Jahre St. Josephs-Hospital in Bremerhaven, Bremerhaven 1925.
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Fülle, Alwin: Das Krankenhaus in Lehe ist eine "Schinderbude" =°
Nordsee-Kalender 1987
  Stelle:
102-106
Lit.-Kurztitel:
Gabcke, Bremerhaven in zwei Jahrhunderten, Band I, 1989
  Stelle:
126
Lit.-Kurztitel:
Goldenes Jubiläum St. Josephs-Hospital =°
Provinzial-Zeitung Nr. 116
  Stelle:
19. 5. 1925, Bl 2
Lit.-Kurztitel:
Kirschstein, Werner (Red.): Seestadt Bremerhaven. Historische Bauwerke einer Hafenstadt, Bremerhaven 2001
  Stelle:
57
Lit.-Kurztitel:
Körtge, Herbert: Vom Gaswerk zur Grünanlage, Bremerhaven 1997
  Stelle:
30-32 (Frontalansicht der Hauptfassade um 1910)
Lit.-Kurztitel:
Lehmberg, Erich (Bearb.): Die Bremerhavener Krankenhausfrage, Bremerhaven 1953
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Werner, Paul: 75 Jahre Herz Jesu Geestemünde Bremerhaven, Bremerhaven o.J. (1986)
  Stelle:
32-33 (mit hist. Abb. der Gartenseite)