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Straße:
Hindenburgstraße 32
Listentext:
Hindenburgstraße 32, Amtsgericht Lesum, 1854, Umbau und Erweiterung 1913 von Johann Friedrich Behrens (2025)
Kurzbeschreibung:
Der wirtschaftliche Aufschwung für die Gemeinde Lesum und die umliegenden Ortschaften entwickelte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Weserkorrektion und Bremens Zollbeitritt, wodurch auch der nah gelegene Vegesacker Hafen wieder an Bedeutung gewann und die Region für die Industrie lukrativ wurde. Ganz unmittelbar profitierte Lesum schließlich von der Anbindung an die Eisenbahn 1905.°
Durch den daraus resultierenden Bevölkerungszuwachs, auch in den übrigen Ortschaften des Lesumer Gerichtsbezirks, nahmen die Amtsgeschäfte in einem Maße zu, dass sich die Räumlichkeiten des Amtsgerichts allmählich als zu klein erwiesen. Anstelle eines kompletten Neubaus wurde ab 1903 eine Erweiterung des bestehenden Gerichtsgebäudes geplant. Die Erweiterung sah einen zweiten zweigeschossigen Baukörper sowie einen eingeschossigen Verbindungsbau zwischen Alt- und Neubau vor. Darüber hinaus wurde auf dem rückwärtigen Grundstück, im Westen des Amtsgerichts, ein Gefängnisneubau realisiert, der noch vor dem neuen Amtsgericht fertiggestellt und im Dezember 1913 in Betrieb genommen wurde.°
Die ersten Ergebnisse des Um- und Erweiterungsbaus führten zu Unruhe in der Bevölkerung, da der starke Unterschied in der Gestaltung von Alt- und Neubau als unbefriedigend wahrgenommen wurde. Der Verein für niedersächsisches Volkstum beklagte diesen Zustand in einem Zeitungsartikel. Er warf darin der Bauherrschaft einen Verstoß gegen das Heimatschutzgesetz vor und appellierte an deren Vorbildrolle. Die damals noch verantwortliche preußische Regierung veranlasste bdaraufhin Grundrissänderungen, die Außenfassaden nur mehr ummantelt und das Dach in Anpassung an den Neubau errichtete. 1916 waren alle Baumaßnahmen erledigt und das Gericht konnte an die Lesumer Justizverwaltung übergeben werden.°
Der repräsentative Verwaltungsbau ist straßenraumprägend und hebt sich durch seine Gestaltung, insbesondere durch die hohen Mansarddächer, deutlich von der restlichen Bebauung des Lesumer Ortskerns ab. Durch seine Positionierung über Straßenniveau ist er sehr präsent im Blickfeld derjenigen, die sich dem Lesumer Ortskern von Nordwesten, beispielsweise vom Lesumer Bahnhof aus, nähern. Davon, dass diese Wirkung schon bei der Planung des Gebäudes kalkuliert war, zeugt die als Schaufassade ausgebildete nördliche Seitenfassade des Neubaus. Dieser städtische Gestus in der ansonsten vornehmlich dörflichen Umgebung verweist zum einen auf den preußischen Staat als Bauherren, zum anderen auf den zunehmenden Einfluss der wachsenden Ortschaft Lesum auf die umliegenden Gemeinden.
Num.-Dat.:
1912-13 bzw. 1913-14?
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Behrens, Johann Friedrich
Quelle:
Das Königliche Preußische Amtsgericht Lesum [Manuskript, Heimatverein Lesum]
Quelle:
Der berufliche Werdegang des Richters Dietrich Bernhard [Manuskript, Heimatverein Lesum]
Quelle:
Erhaltungssatzung Lesum
Quelle:
Hennings, J.: Das Amtsgericht Lesum 1852-1942. Geschichte und Geschichten. Vortragsmanuskript, Bremen-Lesum 1987 [Heimatverein Lesum]
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
Lit.-Kurztitel:
Halenbeck, Lüder: Zur Geschichte der Stadt Vegesack, Blumenthal und Schönebeck 1874, Vegesack 1874
Lit.-Kurztitel:
Hoins, W.: Ein Bildband von Burglesum einst und jetzt, Bremen 2009
Stelle:
89-91 ("Luxuswohnungen im Knast")
Lit.-Kurztitel:
Hoops, Heinrich: Geschichte der Börde Lesum, Bremen 1909
Stelle:
35 ff, insb. 57 ff
Lit.-Kurztitel:
Ramlow, Uwe: Burglesum 1860-1945, Bremen 2002
Lit.-Kurztitel:
Zeitungsartikel, div.