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Reidemeister und Ulrichs

OBJ-Dok-nr.: 00001990




Stadt:
Bremen
Bezirk:
West
Stadtteil:
Walle
Ortsteil:
Überseestadt
Straße:
Auf der Muggenburg 9
An der Reeperbahn 6
Denkmaltyp:
Hafenspeicher & Verwaltungsgebäude
Eintragung:
2013
Listentext:
Auf der Muggenburg 9, Weinimportfirma Reidemeister & Ulrichs, 1951-1966 von Wortmann & Schott (2013)°
An der Reeperbahn 6
Baugeschichte:
1950-1951 Errichtung eines Lagerhauses mit Büroräumen°
1954 Anbau einer Brennerei und eines Kesselhauses°
1955 Anbau einer Rampe an der Westfassade°
1955 Aufstockung der Rampe an der Westfassade°
1957 Einbau eines Fahrstuhls°
1962 Anbau einer Versandhalle°
1966 Aufstockung des Versandgebäudes
Kurzbeschreibung:
Das Kontor- und Lagergebäude der Weinhandelsfirma Reidemeister & Ulrichs am Europahafen steht am Ende einer langen Tradition der Weineinlagerung in Bremen. Entstanden während des Wiederaufbaus der Bremer Häfen nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs ist dieser bemerkenswert moderne Industriebau die letzte große Blüte des bremischen Weinhandels im traditionellen Sinne. Die Herstellung von Qualitätsweinen hat sich aufgrund eines veränderten Nachfrageverhaltens in den vergangenen 50 Jahren extrem gewandelt: Lagerung, Veredelung und Abfüllung der Weine findet schon seit den 1980er Jahren vermehrt bei den Erzeugern statt, Weinspeicher, wie dieser von Reidemeister & Ulrichs, haben ihre ursprüngliche Bestimmung verloren und sind später vor allem für den Weinvertrieb genutzt worden. Reidemeister & Ulrichs ist seit 2004 Teil der Bremer Weinhandelsfirma Eggers & Franke, der Firmensitz Auf der Muggenburg wurde aufgegeben.°
Das Bremer Handelshaus Reidemeister & Ulrichs zählte seit dem frühen 19. Jahrhundert zu den bedeutenden Weinhandelsfirmen in Nordeuropa. Die Firma war am 1. Januar 1831 aus dem Zusammenschluss der Weinimportfirmen Ulrichs & Sohn und Wichelhausen & Reidemeister hervorgegangen. Reidemeister & Ulrichs vergrößerte sein Geschäft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortwährend und konzentrierte 1899 die Lagerung und den Vertrieb des Weines in einem neu erbauten Kontor- und Speichergebäude in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs, auf dem ehemaligen Gelände der Hildebrockschen Reitbahn An der Brake, etwa dort, wo sich heute das Siemens-Hochhaus befindet.°
Der nach dem 2. Weltkrieg zunächst wiederhergestellte Firmensitz An der Brake musste der städtebaulichen Neugestaltung des Bahnhofsviertels weichen und 1950 an die Stadt Bremen verkauft werden. 1951 bezog Reidemeister & Ulrichs daher den Neubau an der Straße Auf der Muggenburg am Bremer Europahafen. Wortmann & Schott hatten ein fünfgeschossiges Gebäude über rechteckigem Grundriss entworfen. Mit einer Stirnseite steht es zur Straße Auf der Muggenburg und wird dort beidseitig von zwei gegenüber der Hauptfassade zurückversetzten Treppentürmen eingefasst. Das Gebäude mit einer Grundfläche von annähernd 1700 m² verfügt in zwei Tiefgeschossen über ausgedehnte Kelleranlagen. In den Kellern fanden die Steuerung und Überwachung der Gärung und der Ausbau des Weines in Küfen und Fässern und auch dessen Abfüllung statt. Noch heute haben sich dort große Tankanlagen und zahlreiche Fässer erhalten. In den ersten vier aufgehenden Geschossen waren dann die großen Lagerböden für die Flaschenlagerung. Büroräume gab es hier nur im obersten dieser Lagergeschosse, auf der Seite zur Straße Auf der Muggenburg. Das oberste Geschoss ist umlaufend durchfenstert und war der Geschäftsführung, der Verwaltung und dem Kontor vorbehalten. Wegen der großen Gebäudetiefe gibt es dort zwei kleine atriumartige Lichthöfe. 1962 und 1968 wurde das Hauptgebäude nochmals erheblich vergrößert: Der in zwei Abschnitten entstandenen Anbau des Versandgebäudes an der Ostfassade, ebenfalls nach Entwurf von Erik Schott, ist nicht unterkellert und lehnt sich gestalterisch an das Hauptgebäude an.°
In der Gesamtschau ist das Firmengebäude von Firma Reidemeister & Ulrichs ein gelungener Industriebau seiner Zeit: die feste Gliederung durch das frei sichtbare Stahlbetonskelett ist das übergeordnete Prinzip. Entsprechend der Funktion und deutlich ablesbar gibt es geschlossene Felder mit Fensterstreifen unter den Deckenrahmen und offene "Fenster-Felder" mit niedriger Brüstung; die zur Straße hin vollständig in Glas und Konstruktion aufgelösten Treppenhäuser geben dem Bau einen besonderen Reiz.
Epoche:
Nachkrieg
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1951 & 1962
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Wortmann, Wilhelm & Schott, Erik
  Funktion:
Architekt
Quelle:
Höhmann, Rolf: Denkmale in den stadtbremischen Häfen (Industriearchäologische Dokumentation), Darmstadt/Bremen 2004
  Stelle:
01.04
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: Die Architektur der stadtbremischen Häfen, Bremen 1994
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1950-1979, 2014
  Stelle:
101
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
  Stelle:
Abb. XI k 22
Lit.-Kurztitel:
Eckler-von Gleich, Cecilie: Vom Freihafen zur Überseestadt, Bremen 2019
  Stelle:
97
Lit.-Kurztitel:
Eckstein, Julius (Hrsg.): Historisch-biographische Blätter. Der Staat Bremen [1906/1911]
  Stelle:
V. Lieferung, S. 479-488
Lit.-Kurztitel:
Flugdächer und Weserziegel, 1990
  Stelle:
36
Lit.-Kurztitel:
Schwartz, Uwe und Rolf Kirsch: Zwei Funktionsbauten der hafennahen Wirtschaft von Erik Schott neu unter Denkmalschutz =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 11, Bremen 2014
  Stelle:
119-123
Lit.-Kurztitel:
W. Kellner und Co. Bremen. 1908 - 1958, Bremen 1958
Lit.-Kurztitel:
Z. (Leopold Zahn): Betongerippebauten =°
Neue Bauwelt 7 (1952) 18
  Stelle:
Architekturteil, S. 69-73