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Straße:
Kornstraße 31
Kantstraße
Denkmaltyp:
Gemeindezentrum & Kirche & Kirche ev.
Listentext:
Kornstraße 31, Ev. Zionskirche, Gemeindezentrum und Jugendheim, 1955-1957 von Carsten Schröck (2009)°
Kantstraße
Kurzbeschreibung:
Die Kirche und das Gemeindezentrum der Zionsgemeinde in der Bremer Neustadt wurde 1955-1957 nach Plänen des bekannten Bremer Architekten Carsten Schröck BDA (1923-1973) auf dem Grundstück der im Krieg ausgebrannten und stark zerstörten ersten Zionskirche von 1894 in städtebaulich markanter Position an der Ecke Kornstraße/Kantstraße erbaut.°
Das Zion-Gemeindezentrum war Bremens erster radikal moderner Kirchenbau nach dem Krieg und der Beginn einer erfolgreichen Karriere Carsten Schröcks als Kirchenarchitekt. Bis zu seinem frühen Tod sollten für die Bremische Evangelische Kirche zahlreiche Kirchen bzw. Gemeindezentren nach seinen Entwürfen entstehen. Schröck ist der prominenteste und einflussreichste Kirchenbaumeister Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg.°
Das Gemeindezentrum setzt sich im Wesentlichen aus zwei zu einem Grundriss-L angeordneten Baukörpern und dem an ihrem Berührungspunkt zur Kornstraße straßenbeherrschend vorangestellten hohen Glockenturm zusammen. Dem mit seiner Schauseite zur Kantstraße ausgerichteten, raumbildend aus der Straßenfront zurückgeschobenen Hauptbau mit Gemeindesaal und Kirche ist ein zur Kornstraße orientierter, für Gemeindebüro, Pastorensprechzimmer, Pastor-, Küster- und Schwesterwohnung konzipierter dreigeschossiger, flach gedeckter Bau mit vorgelegtem erdgeschossigen Vorbau zugeordnet. Der Flügel an der Kornstraße umfasst das Foyer mit dem asymmetrisch inszenierten, filigranen Treppenhaus. Es dient optisch und funktional als Bindeglied beider Bauteile und zugleich als Durchgang zum geschützten und gut nutzbaren, z.T. gärtnerisch gestalteten Innenhof. Seine großflächig verglaste Rückfront sorgt für eine helle, freundliche Atmosphäre. Das Ensemble wird ergänzt durch den selbständigen, erdgeschossigen, dreifach gegliederten Jugendheim-Bau über hufeisenförmigem Grundriss an der Rückseite des Innenhofes, der durch flach geneigte Pultdächer, raffinierte Belichtungslösungen und die partielle Verwendung von Bullaugenfenstern auffällt.°
Der Hauptkomplex des Gemeindezentrums an der Ecke Korn- und Kantstraße gefällt durch seine klare Formensprache, die sichere städtebauliche Inszenierung und den überzeugenden Turm mit der von einem offenen Gefach seiner sichtbaren Skelettkonstruktion umfangenen stilisierten Erdball, bekrönt von einem schlanken, hohen Kreuz. Das Symbol des Kreuzes auf der Kugel, zurückgehend wohl auf den Offenbacher Künstler Rudolf Koch, war 1935 auf Initiative von Pfarrer Otto Riethmüller, Vorsitzender der Jugendkammer der Bekennenden Kirche, zum Bekenntniszeichen der evangelischen Jugendarbeit gewählt worden und wurde 1946 offizielles Zeichen der Evangelischen Jugend Deutschlands. Seine Verwendung als monumentale Turmbekrönung könnte mit der besonderen Pflege der Jugendarbeit durch Pastor Gerlach in Zusammenhang stehen.°
Der Kirchenraum ist klar, unprätentiös und schlicht-streng gestaltet. Schröck konzipierte ihn als einfachen, längs gerichteten rechteckigen Raum mit der Innenansicht des Schalendaches als oberem Abschluss und unter weitgehendem Verzicht auf schmückendes Beiwerk. Die altarseitige Stirnwand zeigt ungegliedertes Backsteinmauerwerk, die westliche Seitenwand wird von den großen vertikalen Betonglasfenstern beherrscht. Die Askese des Raumes verhilft dem schönen, abstrakten, raumhohen, einzelnen östlichen Buntglasfenster mit dem Thema "Einzug nach Jerusalem" des Fischerhuder Künstlers Erhard Mitzlaff zu gesteigerter Wirkung, das sein Farbenspiel auf die liturgischen Orte Altartisch, Taufschale und Kanzel wirft. Aus der erstmaligen Zusammenarbeit von Schröck und Mitzlaff bei der Zionskirche entwickelte sich eine erfolgreiche Partnerschaft bei späteren Kirchbauprojekten.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Schröck, Carsten
Sozietät Name:
Ev. Zionsgemeinde
Quelle:
Bauzeitliche Fotos
Herkunft:
Archiv AS2 Schomers Schürmann
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1950-1979, 2014
Lit.-Kurztitel:
Carsten Schröck: Architektur einer Hafenstadt, Delmenhorst/Berlin 2007
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Fliedner, Siegfried und Werner Kloos: Bremer Kirchen, Bremen 1961
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Heitmann, Claus: Von Abraham bis Zion, Bremen 2000
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Kahle, Barbara: Deutsche Kirchenbaukunst des 20. Jahrhunderts, Darmstadt 1990
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Kirchen. Handbuch für den Kirchenbau, München 1959
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Leichtes Zelt und feste Burg, 2009/2016
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Mau, Franz-Peter: Flugdächer und Weserziegel, Bremen 1990
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Schnell, Hugo: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland, München/Zürich 1973
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Smith, G.E. Kidder: Neuer Kirchenbau in Europa, Stuttgart 1964
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Syring, Eberhard: Carsten Schröck. Protagonist des modernen Kirchenbaus in Bremen =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 6, Bremen 2009
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W. Kellner und Co. Bremen. 1908 - 1958, Bremen 1958
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Wittmann-Englert, Kerstin: Zelt, Schiff und Wohnung : Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne, Lindenberg 2006
Lit.-Kurztitel:
Wortmann, Wilhelm: Bremer Baumeister des 19. und 20. Jahrhunderts, Bremen 1988
Stelle:
.. (Carsten Schröck)