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Straße:
Gustav-Deetjen-Allee
Listentext:
Gustav-Deetjen-Allee, ehem. Kolonial-Ehrenmal, heute Anti-Kolonial-Denk-Mal, 1931-1932 von Fritz Behn und Otto Blendermann (2008)
Kurzbeschreibung:
Das vom Volksmund schlicht "Elefant" betitelte Denkmal entstand 1931-32 als Kolonial-Ehrenmal am Rande des Parkviertels auf dem Areal des vormaligen Herdentorsfriedhofes. Die "Deutsche Kolonialgesellschaft" mit Sitz in Bremen hatte schon 1926 den offiziellen Antrag zur Errichtung des Denkmals gestellt und damit ein bereits vor dem Ersten Weltkrieg für die Reichshauptstadt Berlin geplantes Memorial realisieren wollen. Teile der Bremer Kaufmannschaft und der in deutschnationalen Kreisen als Kriegsheld verehrte ehemalige Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Ostafrika, General Paul von Lettow-Vorbeck - er hatte seit 1923 seinen Wohnsitz in Bremen - förderten die Denkmalsetzung, die zu erbitterten politischen Auseinandersetzungen führte. Bremen erwarb sich später während des Nationalsozialismus den zweifelhaften Ruf als als "Stadt der Kolonien", mit einem damals neu als "Kolonial- und Überseemuseum" umbenannten Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde und richtete 1938 den ersten Reichstag des "Reichskolonialbundes" aus.°
Der Entwurf für den Elefanten stammte von dem vor allem durch Tierplastiken bekannt gewordenen Münchner Bildhauer Professor Friedrich (Fritz) Behn (1878-1970). Die architektonische Struktur des Bauwerks wurde von dem renommierten Bremer Architekten Otto Blendermann entworfen. Die beiden Künstler errichteten einen monumentalen, sieben Meter hohen, stilisierten afrikanischen Elefanten auf einem zwölfeckigen Sockel, der auf einer größeren, rechteckigen Basis aufsitzt. Der Betonhohlkörper der Plastik ist mit dunkelrotem Ziegelmauerwerk verkleidet. Die im Sockel enthaltene Krypta diente der Ehrung für die im Kampf um die deutschen Kolonien gefallenen deutschen Soldaten. Über der Tür war ursprünglich der Schriftzug "Unseren Kolonien" als Terrakotta-Relief angebracht, flankiert von zwei Kranzhaltern. In der Krypta lag auf einem noch vorhandenen altarartigen Steintisch ein Buch mit den Namen der Gefallenen, das heute im Bremer Staatsarchiv verwahrt wird. Darunter war die Widmung "Unsern Toten" zu lesen. Auf der Außenseite des Sockels waren Terrakotta-Tafeln mit den Namen der ehemaligen deutschen Kolonien montiert, an der Rückseite zwei quadratische Terrakotta-Plaketten mit den Porträts von Paul von Lettow-Vorbeck und des Bremer Kolonialkaufmanns Franz Adolf Lüderitz.°
Die amerikanische Militärbehörde ordnete nach Kriegsende die Entfernung der dem Kolonialkriegsgedächtnis dienenden Attribute und Inschriften am "Elefanten" an. Noch erkennbare Trümmerreste der Bild- und Schrifttafeln wurden schließlich 1958 beseitigt. Mit einer Entschließung der Bürgerschaft vom 19. September 1989 schloss sich Bremen der europaweiten Aktion "Städte gegen Apartheid" an. Anlässlich der Unabhängigkeit Namibias (21. März 1990) wurde der instand gesetzte Elefant am 18. Mai 1990 bei einem Namibia-Freiheitsfest in "Anti-Kolonial-Denk-Mal" umbenannt.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Behn, Fritz
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Blendermann, Otto
Kommentar:
Architektur und Ausführung
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: 33 Häuser in Bremen - 33 Bremer Geschichten, Bremen 2004
Lit.-Kurztitel:
Henniger: Norddeutsche Backsteinplastik =°
Deutsche Bauzeitung 72 (1938)
Stelle:
Kunstdruckteil, S. 236-239
Lit.-Kurztitel:
Struwe, Ottmar;Todenhöfer, Achim: Aktuelle Praxisberichte =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 15, Bremen 2018