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Straße:
Wachtstraße 17 & 18 & 19 & 20 & 21 & 22 & 23 & 24
Marktstraße 6 & 7 & 8 & 9 & 10 & 11
Denkmaltyp:
Geschäftshaus & Kontorhaus
Listentext:
Wachtstraße 17-24, Baumwollbörse, 1900-1902 von Johann Poppe, Umbau 1923-1924 von Otto Blendermann, Bauplastik von Friedrich Lommel (1993)°
Marktstraße 6-11°
Kurzbeschreibung:
Das imposante, ursprünglich fünfgeschossige Bauwerk der Baumwollbörse wurde in den Jahren 1900-1902 an der Ecke Marktstraße/Wachtstraße von dem bedeutenden heimischen Vertreter des Historismus, dem Bremer Architekten Johann Poppe, als hoch spezialisiertes Kontorhaus für den Bremer Baumwollhandel errichtet. Poppe hatte den 1898 reichsweit ausgeschriebenen Wettbewerb gegen starke Konkurrenz (54 Einsendungen) gewonnen. Neue Konstruktionsweisen - es handelt sich um einen der ersten Bremer Eisenskelettbauten - , rationelle Grundstücksnutzung und äußerste Funktionalität verbanden sich mit einer üppigen Neorenaissance-Fassade und prunkvoller, repräsentativer Innengestaltung (Vestibül, Haupttreppenhaus). Der Bau fand überregionale Beachtung als Muster eines modernen Kontorhauses.°
Poppe gliederte den Bau in zwei Hauptflügel an Wacht- und Marktstraße, die durch einen dominanten, den Haupteingang aufnehmenden Eckturm als Gelenk miteinander verbunden sind. Der Flügel zur Wachtstraße besitzt hofseitig zwei kürze und schmalere Quertrakte. Zwischen diesen Trakten liegen zwei Höfe, die durch eine breite, mit kassettierter Tonnendecke überwölbte Durchfahrt von der Marktstraße her erschlossen werden.°
Die noch heute in der Wachtstraße residierende Baumwollbörse, vom "Comite für den Bremer Baumwollhandel" 1872 gegründet und 1886 zur nationalen Baumwollbörse erweitert hat die Aufgabe der offiziellen "Qualitätsarbitrage" (= Klassifikation) von Baumwolle. Die Ansiedlung dieser Institution in Bremen spiegelt den Rang der Stadt als traditionell wichtigster deutscher Baumwollimporthafen wieder. Die Klassierungsräume sind im 4. OG untergebracht. Haupterfordernis war die gute, gleichmäßige und reflexfreie Belichtung der Prüfräume. Die außerordentliche Weite und Höhe der Fenster und ihre vergleichsweise großflächige Unterteilung sowie die Nord-/Nordwest-/ Nordost-Orientierung der Räume trugen dieser Bedingung Rechnung. Das Erdgeschoß nahm an den Straßenfronten Läden auf, 1., 2. und 3. OG waren als vermietete Kontorflächen, vorwiegend für Interessenten aus der Baumwollbranche, konzipiert.°
Besondere Bedeutung kommt dem an der Gebäudeecke platzierten Haupttreppenhaus zu, und zwar nicht nur in funktioneller, sondern auch in repräsentativer Hinsicht. Man erreicht das Treppenhaus über ein prunkvoll ausgestattetes Vestibül mit Lünettenmosaiken nach Entwürfen von H. Prell, ausgeführt von der Berliner Glasmosaikgesellschaft Puhl & Wagner. Die doppelarmige, mit weißem Marmor bekleidete Haupttreppe ist einem Oval einbeschrieben und besitzt ein reich verziertes schmiedeeisernes Geländer des Bremer Kunstschmieds Justus Leidenberg. Insgesamt ist das Innere mit der dunkelrot gekachelten Sockelzone und den stuckierten Tonnendecken der langen Erschließungsgänge zu großen Teilen gut erhalten.°
Das prunkvolle Interieur fand ursprünglich seine Entsprechung in einer reich dekorierten Sandsteinfassade. Der hoch aufragende, überkuppelte und mit zweifacher Laterne bekrönte oktogonale Eckturm, die geschweiften, reich verzierten Zwerchgiebel und die Erker an den Ecken der beiden Langfronten sowie die stichbogigen, einem Arkadengang ähnelnden Ladenfenster des Erdgeschosses zwischen mächtigen Pfeilern waren Elemente einer überreichen, aber dennoch wohlproportionierten Neorenaissancearchitektur, für die der Architekt Poppe weit über die Grenzen Bremens hinaus berühmt war. Diese reich dekorierten Fassaden sind jedoch heute nahezu vollständig einer Neufassung der Jahre 1922-1924 gewichen. Verwitterungsschäden hatten früh zu einer Gefährdung von Passanten durch herabstürzende Bauteile geführt. Des Bremer Architekt Otto Blendermann reduzierte den Bau auf sein modernes struktives Gerüst und fügte diesem in Zusammenarbeit mit dem Münchener Bildhauer Friedrich Lommel sehr zurückhaltend Friese und Brüstungsfelder in einer gemäßigt expressiven Formensprache der 1920er Jahre hinzu.°
1944 wurden Turm und obere Geschosse zerstört; der Wiederaufbau wurde 1950 abgeschlossen. Heute fehlen die Bekrönung des Eckturms und das ausgebaute Steildach, das bereits vor 1939 durch ein reguläres 5. OG und ein Staffelgeschoß mit Flachdach ersetzt wurde.
Num.-Dat.:
1923-1924 & 1950
Objekt @ Künstler:
Ausführung
Architekt/Künstler:
Leidenberg, Justus
Kommentar:
Geländer der Haupttreppe
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Blendermann, Otto
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Lommel, Friedrich
Kommentar:
Münchener Künstler, Reliefs an der Decke der Treppenhalle
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Poppe, Johann Georg
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Prell, Hermann
Kommentar:
Lünettenmosaiken
Sozietät Name:
Puhl und Wagner
Sozietät Kommentar:
Lünettenmosaiken
Quelle:
Broschüre Baumwollbörse, überreicht den Teilnehmern: Internationaler Verband der Baumwollspinner- und Weber-Vereinigungen, Kongress in Bremen 1906
Stelle:
19 Abb., Bilddatei 00001191h05-00001191h23
Lit.-Kurztitel:
Album von Bremen, Bremerhaven und den Nordseebädern, Berlin o.J. [1904]
Stelle:
Foto Louis Koch, 1904
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: Bremen 1860-1945. Ein photographischer Streifzug, Bremen 2002
Stelle:
15 (Luftbild, um 1930)
Lit.-Kurztitel:
Berlinische Galerie [Hrsg.]: Wände aus farbigem Glas. Das Archiv der Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl und Wagner, Berlin 1989
Lit.-Kurztitel:
Dehio Bremen/Niedersachsen 1992
Lit.-Kurztitel:
Der Bauwollhandel und die Bremer Baumwollbörse =°
Eckstein, Julius (Hrsg.): Historisch-biographische Blätter. Der Staat Bremen [1906/1911]
Stelle:
IV. Lieferung (313-330)
Lit.-Kurztitel:
Deutsche Bauzeitung 32 (1898)
Lit.-Kurztitel:
Deutsche Glas-Mosaik Gesellschaft Puhl und Wagner, Berlin (in der Reihe/Zs.: Mosaik im Profanbau), Rudolstadt 1912
Lit.-Kurztitel:
Handbuch der Architektur, IV. Theil: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude, Leipzig 1923
Stelle:
2. Halbband, 2. Heft: Geschäfts- und Kaufhäuser, Warenhäuser und Messpaläste, Passagen und Galerien, Grosshandelshäuser, Kontorhäuser, Börsengebäude, Gebäude für Banken und andere Geldinstitute, S. 207
Lit.-Kurztitel:
Hirschwald, Julius: Untersuchungen über die Verwitterung des Baugesteins an der Bremer Baumwollbörse =°
Bautechnische Gesteinsuntersuchungen Bd. 3 (1912) Heft 1
Lit.-Kurztitel:
Konkurrenz-Nachrichten 1898
Stelle:
Februar, S. 14; Juli, S. 58
Lit.-Kurztitel:
N.N.: Baumwollbörse für Bremen =°
Deutsche Konkurrenzen 9 (1898/99) 5
Lit.-Kurztitel:
N.N.: Für das Geschäftshaus der Bremer Baumwollbörse Am Marktplatz =°
Zentralblatt der Bauverwaltung 18 (1898)
Stelle:
78, 310 (Ausschreibung)
Lit.-Kurztitel:
N.N.: Geschäftshaus der Baumwollbörse in Bremen =°
Schweizerische Bauzeitung 30 (1898)
Lit.-Kurztitel:
N.N.: Von der XIV. Wander-Versammlung des Verbands deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine =°
Süddeutsche Bauzeitung 10 (1900)
Stelle:
316-318, 324-325, 332-333, 340-344, hier: S. 324 (Fassadenzeichnung)
Lit.-Kurztitel:
Schildknecht, Karl-Heinz: Bremer Baumwollbörse. Bremen und Baumwolle im Wandel der Zeiten, Bremen 1999
Lit.-Kurztitel:
Schwarmann, Hermann und Jan B. Wellmann: Eine Baumwollepoche. 125 Jahre Bremer Baumwollbörse, Bremen 1997
Lit.-Kurztitel:
Schwarmann, Hermann: Bremer Baumwollbörse =°
Bremen. Handelsstadt am Fluß, Bremen 1995
Lit.-Kurztitel:
Sielken, H. Heinrich: Zweckbauten =°
Deutsches Bauwesen 3 (1927) 12
Stelle:
303-311, hier: 303-304, Abb. 2-4
Lit.-Kurztitel:
Sunkel, W.: Geschäftshaus der Bremer Baumwollbörse =°
Bremen und seine Bauten 1900, 1900