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Ostertorsteinweg 106-107/Sielwall 1, Wohn- und Geschäftshaus, um 1890 (1973) (siehe Denkmalgruppe Ostertorsteinweg 100-107)°
Kurzbeschreibung:
Die Geschäftsstraße Ostertorsteinweg hat sich, von wenigen Störungen abgesehen, bis heute so erhalten, wie sie sich bis zum 1. Weltkrieg entwickelt hatte. Beispielhaft für die stilistische und entwicklungstypologische Veränderung im Wohn- und Geschäftshausbau Bremens seit 1860 sind heute drei kleinere Gebäudeensemble und drei Einzelgebäude denkmalgeschützt. Da ausnahmslos alle Gebäude an Stelle einer Vorgängerbebauung, und nicht einheitlich und in einem Zuge entstanden sind, ist ein heterogenes, aber auch reizvolles Bild einer Geschäftsstraße der frühen Moderne in Bremen erhalten geblieben.°
Das früheste erhaltene Beispiel ist das kleine, lediglich zweiachsige Haus Ostertorsteinweg 102, das um 1860 erbaut worden ist. Das benachbarte, etwa zehn Jahre später errichtete Geschäftshaus Ostertorsteinweg 103 zeigt bereits den rasanten Anstieg des Raumbedarfs ebenso wie das gestiegene Repräsentationsbedürfniss der Geschäftleute am Ostertorsteinweg und ist vergleichbar mit dem 1871 an der Stelle eines älteren Doppelhauses nach Entwurf des Architekten E. Dunkel errichteten Geschäftshaus Nr. 74-75. Es sind prächtige Beispiele für den Wohlstand der Geschäftsleute in Bremen zur Zeit der Reichsgründung.°
Bei den Geschäftshäusern, die bis in die 1870er Jahre errichtet wurden, sind vor allem klassizistische Motive bei der Fassadengliederung zu beobachten; zwanzig Jahre später wird diese Tradition noch gepflegt (Nrn. 104-105A), aber es kommen im Kaiserreich um 1890 auch seinerzeit moderne Adaptionen der italienischen Renaissancearchitektur mit Eckrustizierungen und kräftigen Traufgesimsen zur Ausführung (Ostertorsteinweg 73, 100-101 und Nr. 106/Ecke Sielwall).°
Die wirtschaftliche Blütezeit um 1905 bringt große Büro- und Geschäftshäuser hervor, die von einer reichsweit operierenden Architektenschaft entworfen werden und die stilistisch von einer lokalen Tradition unabhängig sind. Diese Geschäftshäuser sind modern in ihrer Konstruktion, der inneren Raumorganisation und der Belichtung der Geschäftsräume. Die Fassadendekoration bezieht sich noch immer auf historische Vorbilder, wird jedoch stark reduziert und schöpferisch weiterentwickelt. Die Vorbilder finden sich in Berlin (Nr. 1-2; 87-89), oder auch in Amerika, wie beim Haus Ostertorsteinweg 90-90A mit seinen zwei geschoßübergreifenden Erkern (bay-windows).