Listentext:
Rutenstraße 1-12, 16-17, 20-30, Wohnhäuser (1973/1976)°
Charlottenstraße°
Landweg 2°
Einzeldenkmale siehe: Landweg 2; Rutenstraße 1; 3; 10; 17; 21; 25; 27; 29°
Bestandteile der Denkmalgruppe:°
- Rutenstraße 2, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1976)°
- Rutenstraße 5, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1973)°
- Rutenstraße 6, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1973)°
- Rutenstraße 7, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1973)°
- Rutenstraße 8, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1973)°
- Rutenstraße 9, Wohnhaus, um 1895 (1973)°
- Rutenstraße 11, Wohnhaus, um 1895 (1973)°
- Rutenstraße 12, Wohnhaus, um 1895 (1973)°
- Rutenstraße 16, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1976)°
- Rutenstraße 20/Landweg, Wohnhaus, 1851 von Lüder Rutenberg (1976)°
- Rutenstraße 22, Wohnhaus, 1853 von Gerhard Tölcken (1976)°
- Rutenstraße 23/Charlottenstraße, Wohnhaus, 1853 von Gerhard Tölcken (1976)°
- Rutenstraße 24/Charlottenstraße, Wohnhaus, 1853 von Gerhard Tölcken (1976)°
- Rutenstraße 30, Wohnhaus, 1852 von Lüder Rutenberg (1976)°
Bestandteile ohne Denkmalwert: Rutenstraße 4; 26; 28
Kurzbeschreibung:
Die 1851 durch den in Bremen bekannten Bauunternehmer Lüder Rutenberg angelegte Rutenstraße gehört zu den Unternehmerstraßen: Bei dieser und vielen anderen Straßengründungen war der Vorgang ähnlich: Ein Unternehmer-, Maurer- oder Zimmergesell, in diesem Fall Lüder Rutenberg, erhalten vom Senat die Erlaubnis, durch das von ihnen erworbene Grundstück eine Straße in der damals vorgeschriebenen Breite (24 Fuß) zu führen, sie zu pflastern sowie einen Wasserlauf und einen öffentlichen Brunnen auf ihre Kosten anlegen zu lassen. Den Straßengrund mussten sie anschließend ohne Gegenleistung an den Staat abtreten. Nach Fertigstellung der Häuser wurden diese dann einzeln verkauft. Den Namen der neuen Straße trugen sie dem Senat zur Genehmigung vor. Dabei war es durchaus üblich, wie in diesem Falle, den eigenen Nachnamen zu wählen.°
Die Rutenstraße ist die erste Straße von zahlreichen weiteren Straßenzügen (Mathilden- Bessel- und Herderstraße), die der als Bauspekulant erfolgreiche Lüder Rutenberg in Bremen erbaute und gehört zu den ersten Bauunternehmer-Straßen überhaupt, die nach Aufhebung der Torsperre 1849 zahlreich auf den Gemüseäckern und Sommerhausgärten der Bremer Vorstadt entstanden.°
Rutenberg, dessen elterliches Wohnhaus sich in der Kohlhökerstaße gegenüber der neu anzulegenden Straße befand, hatte durch Ankauf und Grundstückstausch Bauland bis zur Höhe des Landwegs erworben und begann 1851 mit der Bebauung der Westseite der Rutenstraße. Die Grundstücke auf der Ostseite der Rutenstraße erwarb Lüder Rutenbergs Bruder Georg, ebenfalls ein Bauunternehmer. Dort entstanden die Häuser bis 1858 nach Entwürfen von Lüder Rutenberg oder von Gerhard Tölcken. Die Durchlegung der Rutenstraße bis zum Hohenpfad mit einer nur einseitigen Bebauung war erst nach einem Grundstücksgeschäft mit dem Bauunternehmer Mende möglich. Die Gruppe prächtiger Reihenhäuser auf diesem Teilstück (Rutenstraße 9-12) im Stil der Neorenaissance entstand erst gegen 1895 zusammen mit der Bebauung Contrescarpe 8-8c anstelle des Einfamilienhauses Contrescarpe 8, das einen großem Garten entlang der Rutenstraße besessen hatte.°
Die Eingabezeichnung Rutenbergs 1851 sah bereits einen Wechsel zwischen verschiedenen Haustypen vor. Rutenberg verfolgte die Absicht, Einförmigkeit der Gesamterscheinung zu vermeiden und gleichzeitig die unterschiedliche Finanzkraft und besonderen Vorlieben seiner bürgerlichen Käuferschicht zu berücksichtigen. Rutenberg entwarf dreiachsige Einzel- und Doppelhäuser mit Mitteleingang, wie sie seit den dreißiger Jahren in der Bremer Vorstadt üblich geworden waren und aus damaliger Sicht moderne Reihenhäuser mit drei oder auch vier Achsen, die schon alle prägenden Merkmale des "Bremer Hauses" aufweisen, wie die Ausbildung eines Souterrains, den seitlichen Eingang und die Eingangstreppe zum Hauptgeschoß. Während die zuerst entstandenen Häuser Nr. 1-8 dem gekrümmten Verlauf der Rutenstraße folgen, sind die gegenüberliegenden Häuser gestaffelt. Stilistisch herrschen die konservativ-vornehmen klassizistischen Fassaden vor, vereinzelt gibt es auch romantisierende Motive. Die Verarbeitung verschiedener Haustypen und der Verzicht auf eine geschlossene Bauflucht auf der Ostseite haben ein malerisches Gebäudeensemble entstehen lassen, das bis heute seinen Reiz bewahrt hat.