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Straße:
Bürgermeister-Spitta-Allee 18
Denkmaltyp:
Villa & Wohnhaus
Listentext:
Bürgermeister-Spitta-Allee 18, Villa Bünemann, 1911 von Abbehusen & Blendermann (1992)
Kurzbeschreibung:
Die Villa Bünemann an der heutigen Bürgermeister-Spitta-Allee 18 wurde 1911 für den Kaufmann Carl Bünemann, Mitinhaber des Handelsunternehmens Schütte, Bünemann & Co., errichtet. Der Entwurf stammt von der renommierten Bremer Architektengemeinschaft Abbehusen & Blendermann, die zu den führenden Vertretern eines gemäßigten, klassizistisch geprägten Reformstils gehörten. Das Bauvorhaben entstand im Kontext der städtebaulichen Entwicklung eines neuen bürgerlichen Wohnvororts, der um 1910 aus den Ländereien des ehemaligen Schlosses Kreyenhorst hervorging. Hier verband sich das Ideal des "Wohnens im Grünen" mit der städtischen Lebensweise, begünstigt durch die Straßenbahnanbindung.
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Nach wechselnden privaten Besitzverhältnissen wurde das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg von den amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und als AFN-Rundfunkstudio genutzt. Ab 1952 diente es wieder Wohnzwecken, bevor es 1991 vom Bauindustrieverband Bremen-Nordniedersachsen e.V. übernommen wurde, der es bis heute als Verbandshaus nutzt. 1992 erfolgte die Unterschutzstellung als Kulturdenkmal, womit die herausragende architektonische und stadtgeschichtliche Bedeutung des Hauses offiziell anerkannt wurde.°
Die Villa präsentiert sich als freistehender, zweigeschossiger Putzbau auf rechteckigem Grundriss mit hohem Walmdach und klassizistisch gegliederten Fassaden. Die straßenseitige Hauptansicht ist streng symmetrisch aufgebaut, gegliedert durch einen mittig hervortretenden, von Säulen getragenen Balkon, der den Eindruck seitlicher Risalite verstärkt. Subtile Gliederungselemente wie flach profilierte Simsbänder, reliefierte Fensterrahmungen und ein ausladendes Kranzgesims unterstreichen die klare tektonische Ordnung.
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Die Gartenfront öffnet sich durch eine zentrale Freitreppe und reich befensterte Mittelpartie zur umgebenden Parklandschaft. Auf der linken Seite betont ein von Säulen flankierter Vorbau den Eingang, während die rechte Seite durch eine halbrunde Loggia mit darüberliegendem Balkon rhythmisiert wird. Die Raumdisposition folgt einem klassizistischen Grundschema: eine zentrale Halle im Erdgeschoss und ein breiter Mittelkorridor im Obergeschoss schaffen eine ausgewogene, repräsentative Raumfolge.°
Die Villa Bünemann gilt als herausragendes Beispiel des neuen Klassizismus im frühen 20. Jahrhundert, der sich vom Historismus und Jugendstil abwandte und die "geläuterte Einfachheit" der Architektur um 1800 wieder aufgriff. Abbehusen & Blendermann verbanden hier formale Strenge und handwerkliche Präzision mit der landschaftlichen Einbindung des Baukörpers - ein Ideal der Reformarchitektur jener Zeit.°
In ihrer ausgewogenen Proportion, der zurückhaltenden Dekoration und der kultivierten Tektonik dokumentiert die Villa exemplarisch den hohen Anspruch bremischer Villenarchitektur vor dem Ersten Weltkrieg. Zugleich belegt sie den sozialen und kulturellen Wandel des Bürgertums, das sich durch die Errichtung solcher Wohnhäuser zwischen Repräsentation, Naturverbundenheit und moderner Lebensform neu definierte. Ihre Erhaltung im weitgehend ursprünglichen Zustand macht sie heute zu einem bau- und kulturhistorisch bedeutenden Zeugnis der Bremer Stadtentwicklung und der regionalen Reformarchitektur.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Abbehusen, August & Blendermann, Otto
Funktion:
Architektengemeinschaft
Architekt/Künstler:
Bünemann, Carl
Sozietät Name:
Paul Kossel und Cie
Sozietät Funktion:
Bauunternehmen
Sozietät Kommentar:
Betonkonstruktion
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: 33 Häuser in Bremen - 33 Bremer Geschichten, Bremen 2004
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: Häuser, Türme und Schiffe gebaut aus Beton, Delmenhorst/Berlin 2003
Lit.-Kurztitel:
Bayer, Wolfgang: Haus eines Kaufmanns, Haus eines Verbandes =°
Bremer Häuser erzählen Geschichte, Bd. 1, 1998
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
Stelle:
388, Abb. XIIa 9a-b