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Listentext:
Friedhofstraße 10, Gemeindehaus St. Remberti, 1958-1959 von Eberhard Gildemeister (1995) (siehe Denkmalgruppe Friedhofstraße 10)
Kurzbeschreibung:
Das Gemeindezentrum St. Remberti entstand 1958/59 als Ergänzung zur 1951 geweihten sechsten Remberti-Kirche in Bremen. Die Wurzeln der Remberti-Gemeinde reichen bis ins Mittelalter zurück, als sie eng mit dem Rembertistift verbunden war. Nach der Zerstörung der neugotischen Vorgängerkirche von 1871 im Zweiten Weltkrieg siedelte sich die Gemeinde im Stadtteil Schwachhausen an. Der Neubau der Kirche und des später errichteten Gemeindezentrums erfolgte nach Entwürfen des Architekten Eberhard Gildemeister (1897-1978), einer der prägenden Gestalten des Bremer Wiederaufbaus. Seine Arbeit zeichnet sich durch eine konservative Grundhaltung, präzise Proportionierung und eine subtile Integration regionaler Bautraditionen aus. Beide Bauten stehen exemplarisch für den Übergang von der Nachkriegsnotwendigkeit zur bewussten Wiederaufnahme handwerklich und kulturell fundierter Architekturtraditionen.°
Das Gemeindezentrum bildet mit der Kirche ein harmonisch abgestimmtes Ensemble. Der dreiflügelige, zweigeschossige Baukörper umschließt die Kirche in einer offenen Hufeisenform, wodurch ein geschützter Hof entsteht. Diese Disposition erinnert an einen mittelalterlichen Kreuzgang und erzeugt eine intime Verbindung von Sakralraum und Gemeindeleben.°
Gildemeister übernahm in Materialität und Proportion wesentliche Merkmale der Kirche: roter Backstein, weiße Holzdetails, flach geneigte Dächer und ein feines Gespür für Maßstäblichkeit. Besonders prägnant ist der Arkadengang mit schlanken Stahlsäulen, der dem Ensemble Leichtigkeit und Rhythmus verleiht. Die Fensterformen des Obergeschosses greifen die Stichbogenmotive der Kirche auf und verbinden die beiden Baukörper optisch. Der Gesamteindruck erinnert an ein norddeutsches Landhaus - eine bewusste Referenz auf die regionale Bautradition.°
Das Innere des Gemeindezentrums ist funktional und zugleich repräsentativ gestaltet: Albert-Schweitzer-Saal, Kaminzimmer und geschwungene Haupttreppe stehen für das bürgerlich-geistige Selbstverständnis der fünfziger Jahre. Trotz moderner Elemente, etwa des großflächigen Treppenhausfensters, bleibt die Gestaltung der handwerklichen Tradition verpflichtet.°
Das Ensemble von Kirche und Gemeindezentrum St. Remberti stellt ein herausragendes Beispiel für den konservativen Kirchenbau der Nachkriegszeit dar. Gildemeister gelang hier die Verbindung von historischer Reminiszenz und zeitgenössischer Funktionalität, von Schlichtheit und Würde. Die Orientierung an der regionalen Bauweise verleiht dem Gebäudeensemble einen identitätsstiftenden Charakter, der über bloße Zweckarchitektur hinausgeht.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Gildemeister, Eberhard
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Kropp, Diedrich
Kommentar:
Sandstein-Hochrelief "Bergpredigt", ehem. über dem Turmportal der Rembertikirche
Sozietät Name:
St. Remberti-Gemeinde
Lit.-Kurztitel:
Allmers, Hermann: Gedenkblätter zur siebenzigsten Geburtstagsfeier des Bremer Bildhauers Diedrich Kropp, Bremen 1894
Lit.-Kurztitel:
Dehio Bremen/Niedersachsen 1992
Lit.-Kurztitel:
Eberhard Gildemeister - Ein bremischer Architekt, Bremen 1973
Lit.-Kurztitel:
Schwarzwälder, Harry: Leben und Werk des Bildhauers Diedrich Samuel Kropp 1824-1913, Bremen 2001
Stelle:
58, 142-143; Werk 113