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Stadtteil:
Östliche Vorstadt
Denkmaltyp:
Schule & Volksschule
Listentext:
Stader Straße 150, Volksschule, 1913-1914 von Wilhelm Knop und Max Fritsche (1984)°
Kurzbeschreibung:
Die Schule Stader Straße in Bremen verdeutlicht in exemplarischer Weise das Zusammenspiel von Architektur, Bildungspolitik und sozialer Entwicklung im 20. Jahrhundert. Ihr Gebäudekomplex, bestehend aus dem älteren Bau Am Hulsberg 136 und dem Hauptgebäude an der Stader Straße 150, dokumentiert den Wandel vom wilhelminischen Repräsentationsbau hin zur funktionalistischen Moderne.°
Der Altbau von 1883 entstand ursprünglich als Erheberhaus für die Konsumptionssteuer, vermutlich durch Bauinspektor Rippe. Nach der Revision des Steuerrechts 1891/92 verlor er seine ursprüngliche Funktion und wurde 1908 - im Zuge wachsender Bedürfnisse im Sonderschulwesen - zur Hilfsschule umgebaut. Diese Umnutzung verweist auf einen grundlegenden sozialen Wandel: Bildung wurde nun als Mittel gesellschaftlicher Integration und Fürsorge verstanden. Der Klinkerbau mit neugotischen Reminiszenzen, etwa an der erhaltenen Haustür, verbindet bürgerliche Formstrenge mit einer symbolischen Aufwertung schulischer Institutionen. Heute dient dieser Gebäudeteil nicht mehr schulischen Zwecken, sondern ist seit 1983 Heim des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP)°
Das 1913-1915 vom Hochbauamt errichtete Hauptgebäude mit Turnhalle setzt diesen Gedanken fort, jedoch in einer neuen architektonischen Sprache. Die klare Gliederung und sachliche Gestaltung weisen bereits funktionalistische Tendenzen auf, während das klassizistische Portal weiterhin auf Repräsentation und Ordnung zielt. Diese Dualität spiegelt den Übergang von einer autoritär geprägten Bildungsidee hin zu einer rationalisierten, reformpädagogisch beeinflussten Schularchitektur wider. Die Integration einer Turnhalle unterstreicht das Ideal einer "ganzheitlichen Erziehung".°
Nach den Kriegszerstörungen 1945 wurde das ausgebaute Dachgeschoss 1947 durch ein Flachdach ersetzt - ein Eingriff, der den Bau schlicht, aber zeittypisch modernisierte. Gemeinsam bilden Alt- und Neubau bis heute ein prägnantes Ensemble, das den Kreuzungsbereich Stader Straße/Am Hulsberg markant betont.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Fritsche, Max
Kommentar:
Hochbauinspektion
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Knop, Wilhelm
Kommentar:
Hochbauinspektion
Quelle:
5 Abb. + Karte + 1 hist. Abb
Quelle:
Gramatzki, Rolf: Bauen und Bildung, 2002
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952