Das Karstadt Warenhaus, das Polizeirevier Woltmershausen und das Amtsgericht Blumenthal stehen seit dem 5. August 2010 unter Denkmalschutz. "Heimat- und architekturgeschichtliche sowie künstlerische Gründe sprechen für die Aufnahme dieser bedeutenden Bauwerke in die Denkmalliste", sagt Landeskonservator Georg Skalecki.
Errichtet wurde das Karstadt Warenhaus 1930-32 nach Plänen des Bremer Architekturbüros Behrens & Neumark und Philipp Schäfer, Leiter der Berliner Karstadt Bauabteilung als moderner fünfgeschossiger Betonskelettbau mit aufwendiger Verblendung aus Ettringer Tuff.
Das Gebäude ist ein überregional bedeutendes Dokument der Warenhausarchitektur und Warenhauskultur der 20er und 30er Jahre. Als Vorbild für den Bremer Karstadt-Bau diente das ehemalige Karstadthaus am Hermannplatz in Berlin. Mit seinen 72.000 Quadratmetern Verkaufsfläche war es seinerzeit eines der weltweit größten Warenhäuser. Gemeinsame Merkmale des Berliner und des Bremer Hauses waren die mehrfach gestaffelten Pfeiler der senkrecht inszenierten und rhythmisierten Naturstein-Pfeilerfassaden, die vertikalen Beleuchtungsakzente für die abendliche Wirkung, über mehrere Geschosse reichende Lichthöfe mit Marmor verkleideten Pfeilern sowie die moderne Ausstattung mit Aufzügen, Rolltreppen und Sprinkleranlage.
Kriegsschäden und die Beseitigung des zunächst nach dem Krieg wieder errichteten Lichthofes, sowie eine Aufstockung unter Verzicht auf Dachgarten und Dachcafé und andere Maßnahmen veränderten das Bauwerk. Die Fassaden blieben trotz des kriegsbedingten Verlustes der vertikalen Leuchtleisten und Modernisierung der Schaufenster in ihrer künstlerischen Wirkung größtenteils unverändert.
[FETTDas Polizeirevier Woltmershausen]
Der Entwurf und die Ausführung für das zweigeschossige Polizeirevier Woltmershausen erfolgte 1909/10 durch Regierungsbaumeister Hans Ohnesorge von der Bremischen Hochbauinspektion. Ohnesorge griff bei der Gesamtdisposition des Gebäudes, insbesondere der Ausbildung des Daches als Schopf- oder Krüppelwalmdach auf einen Wohnhaustypus zurück, wie er im 18. und 19. Jahrhundert im ländlichen Bereich Norddeutschlands verbreitet war.
Der balkonartige Ausbau des Obergeschosses verbunden mit einem eindrucksvollen Portal verleiht dem Gebäude das für die Kaiserzeit typische würdevolle Erscheinungsbild. Mit dem Verzicht auf Ornamente wird die Nähe zur Architekturreform der Jahrhundertwende zum 20.
Jahrhundert deutlich. Es sollte wieder an die regionale Bautradition angeknüpft werden.
Insgesamt ist der äußere und innere Erhaltungszustand des Gebäudes gut. Es haben sich mit dem Terrazzobelag im Flur des Erdgeschosses und vielen Zargen und Zimmertüren im gesam¬ten Gebäude wichtige Ausstattungselemente erhalten. Auf der Gebäuderückseite, in einem separaten Gebäudeteil sind die drei Arrestzellen der Polizeiwache mit ihrer originalen Ausstattung noch nahezu authentisch.
Das Gebäude wird heute als Polizeirevier für den Stadtteil genutzt. Es ist die einzige Polizeistelle Bremens, die sich noch in dem ursprünglich für sie errichteten Gebäude befindet und feiert in Kürze ihr 100jähriges Bestehen.
[FETTEnsemble Amtsgericht Blumenthal]
Das Ensemble Amtsgericht Blumenthal besteht aus dem Hauptgebäude, dem ehemaligen Gerichtsgefängnis und der ehemaligen Dienstvilla. Der Neubau des Gerichtsgebäudes war an der Wende zum 20. Jahrhundert durch den rapiden Bevölkerungszuwachs im Zuge der Industrialisierung Blumenthals notwendig geworden. Zunächst wurde 1896 mit dem Bau einer repräsentativen Dienstvilla für den Amtsrichter begonnen. Die zweigeschossige Villa sollte mit ihrer aufwendigen Neorenaissance-Fassade ein der gesellschaftlichen Stellung des Amtsrichters angemessener Wohnsitz sein.
1897-1899 erfolgte der Bau des Gerichtsgebäudes unter Einbeziehung des vorhandenen Gefangenenhauses. Dem Zellentrakt gliederte man einen deutlich größeren Mitteltrakt an. Durch dieses Portal mit Vorhalle konnte das großzügige Treppenhaus und der im Obergeschoss befindliche Schöffensaal erreicht werden. Das Amtsgericht wurde am 11. Februar 1899 als Amtsgericht Blumenthal eingeweiht.
Der Entwurf für das Gerichtsgebäude nahm damals ganz neue Reformtendenzen auf, die eine Erneuerung der Architektursprache mit der Rückbesinnung auf lokale Bautraditionen suchten. Die Dachform, die Ausbildung der Fenstergewände mit dem Segmentbogenabschluss, besonders der ursprünglich raue, grobkörnige Verputz der sonst ungegliederten Wandflächen waren Stilmittel einer idealisierten ländlichen Architektur.
Das Gebäude erfuhr in der Nachkriegszeit mehrere Veränderungen. Heute befindet sich im Amtsgericht Blumenthal das Grundbuchamt Bremen-Nord.