Zur Eröffnung des Tages des offenen Denkmals begrüßte Amir Sandawi, Geschäftsführer der PUK Projektgesellschaft Umgedrehte Kommode mbH & Co. KG, die Anwesenden herzlich im Wasserturm auf dem Stadtwerder. Er berichtete, dass im vergangenen Jahr 2600 Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit genutzt hätten, das Denkmal zu besichtigen. Auch in diesem Jahr sei man gerne bereit, das Denkmal für die Öffentlichkeit zu öffnen, vor allem, weil Umbaumaßnahmen ab 2025 geplant seien und der Turm dann nicht mehr für Besichtigungen zur Verfügung stünde. Er wünschte den Anwesenden bei der Besichtigung des Turms viel Freude.
Der Tag des offenen Denkmals habe die wichtige Funktion, die Öffentlichkeit für Themen der Denkmalpflege zu sensibilisieren, sagte Landeskonservator Prof. Dr. Georg Skalecki in seiner Rede. Am diesem Tag sollen Kulturdenkmäler geöffnet und erläutert werden, um zum einen die Denkmalbedeutung, also den Wert und die historische Aussage zu erklären, und zum anderen, Interessierte über denkmalpflegerische Methoden und Denkweisen zu informieren.
Es gehe auch darum, deutlich zu machen, wie wertvoll, einzigartig und sensibel unser kulturelles Erbe sei und ein sorgfältiger Umgang damit unerlässlich. Regelmäßig zeigten unverhältnismäßige und denkmalschädigende Projekte, wie etwa die Errichtung einer Betondüne auf dem Domshof, wie notwendig dieser Schutz bleibe. Dies verdeutliche, dass manche Kreise den Wert der kulturellen und historischen Identität Bremens nicht verstünden. Als jahrhundertealte Handelsstadt sei das historische Stadtbild für Bremen wie eine DNA, die es zu bewahren gelte, betonte Prof. Dr. Skalecki.
Des Weiteren berichtete er, dass er den ersten Tag des offenen Denkmals 1993 selbst im Saarland organisierte und von Anfang an von der Idee überzeugt gewesen sei, damit die Öffentlichkeit für Denkmäler zu begeistern. Seit 2001 eröffnete er den Tag des offenen Denkmals in Bremen stets mit Anmerkungen zur Lage der Denkmalpflege. Dies ist jedoch seine letzte Eröffnung, da er 2025 in den Ruhestand gehen werde. Die Denkmalpflege in Bremen werde zweifellos fortgesetzt, auch wenn die Aussichten derzeit nicht sehr optimistisch stimmten.
Ein Aspekt, den er dabei besonders hervorhob, sei der Rückzug des Bundes aus der Denkmalförderung. Auch habe sich das Land Bremen nie besonders großzügig bei der Bereitstellung von Fördermitteln für die Denkmalpflege gezeigt, und daran werde sich auch in naher Zukunft nichts ändern.
Positiv stimmten ihn jedoch die Planungen für die Umgedrehte Kommode, die im Innern umgebaut werde. In der Vergangenheit forderte Prof. Dr. Skalecki stets, dass die Nutzung und Planung sich dem Denkmal anpassen müsse. Die Wasserkunst sei schließlich ein Denkmal von technischem, baukünstlerischem und städtebaulichem Wert. Nun liege ein Vorschlag zur Umgestaltung vor, der sensibel mit dem Objekt umgehe. Dies sei auch den Investoren zu verdanken, die sich rücksichtsvoll und respektvoll auf die besonderen Eigenschaften des Denkmals eingelassen hätten. Dafür bedankt sich Herr Skalecki herzlich bei Herrn Sandawi und Herrn Weber sowie für deren Bereitschaft, die Eröffnungsveranstaltung des Tags des offenen Denkmals im Wasserturm durchzuführen.
Abschließend wünschte er den Anwesenden viel Freude bei der Besichtigung des vielfältigen Angebots des Denkmaltags.
Dr. Andreas Mackeben, Abteilungsleiter beim Senator für Kultur, würdigte in seinem Grußwort den Bremer Wasserturm, auch als „Wasserkunst“ bekannt, den die meisten Bremer jedoch als „Umgedrehte Kommode“ kennen. Laut Dr. Mackeben sei der Kosename ein besonderes Kompliment für ein Wahrzeichen. Der Wasserturm erhielt seine neugotische Backsteinfassade nach dem Vorbild des Hochmeisterpalasts der Marienburg und wurde 1873 fertiggestellt, wodurch ein identitätsstiftendes Symbol für Bremen geschaffen wurde, erklärte Dr. Mackeben.
Der Vorsitzende des Ortskuratoriums Bremen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Dr. Wolfram Seibert, hob hervor, dass der Tag des offenen Denkmals eine der größten Kulturveranstaltungen in Deutschland sei, an der rund 6000 Denkmäler in 2000 Städten teilnehmen würden. Mit dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ solle die Bedeutung authentischer Bauwerke betont werden, besonders in Zeiten von „Fake-News“, erklärte er. Dr. Seibert dankte allen Beteiligten, insbesondere den Denkmaleigentümern, die ihre historischen Gebäude für Gäste öffneten. Sein Dank galt auch dem Alafia Ensemble, das die Feierstunde musikalisch begleitete und beim Publikum große Begeisterung auslöste.
Das Alafia Ensemble – Paula Sagastibelza (Violoncello), Leonardo Pedroza Cabrera (Querflöte) und Iain Lennon (Mandoline) – begeisterten das Publikum mit G. F. Händels Wassermusik und weiteren Stücken von James Scott Skinner, J. S. Bach bis zu Roberto Grela.
Das Sicherheitspersonal hatte alle Hände voll zu tun: Mehr als tausend Interessierte besuchten die Umgedrehte Kommode. Aufgrund der hohen Besucherzahlen kam es zu Wartezeiten von über einer Stunde. Aus Sicherheitsgründen war nur das erste Obergeschoss zugänglich.
Auch das Rathaus verzeichnete mit fast 850 Besuchern eine hohe Nachfrage. Mehrere Hundert Personen nahmen an Führungen durch die Baumwollbörse teil und zeigten sich begeistert. In der Dokumentationsstätte Gefangenenhaus Ostertorwache wurden 516 Besucherinnen und Besucher gezählt. Auch Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege zog mit seinem Vortrag über die Bremer Stadtmusikanten zahlreiche Interessierte an. In Bremen-Nord nahmen 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer Radtour zu den Denkmälern in Lesum und St. Magnus mit Tim Schrader und Christof Steuer teil. In Bremerhaven freute sich die Schiffs-Crew der „Gera“ über 433 Besucherinnen und Besucher.