Wir kennen sie alle, die Bremer Bauwerke des Historismus und der Gründerzeit, wie beispielsweise den Bremer Hauptbahnhof, die Kaiserliche Oberpostdirektion oder das Landgerichtsgebäude an der Domsheide. Der inzwischen 13. Band der Schriftenreihe "Denkmalpflege in Bremen", befasst sich thematisch mit der Architektur dieser Gebäude des Historismus und der Gründerzeit. Der Historismus als architektonische Strömung des 19. Jahrhunderts nimmt seinen Anfang etwa 1840, während seine Spätphase, auch Gründerzeit genannt, sich auf die Zeit zwischen der Reichsgründung 1871 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 bezieht. Charakteristisch für den Historismus ist ein Stilpluralismus aus Neuromanik, Neugotik, Neorenaissance und Neobarock.
Der Gastautor und Wirtschaftshistoriker Karl Marten Barfuß liefert mit seinem Beitrag "Handel und Wandel im »Goldenen Zeitalter« Bremens" die Hintergrundkulisse für alle Beiträge des vorliegenden Bandes. Er richtet seinen Fokus weniger auf die Architektur, sondern stellt vielmehr die gesellschaftliche, politische und vor allem die wirtschaftliche Entwicklung Bremens vom 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und teils darüber hinaus in den Mittelpunkt. Handel und Schifffahrt, die Bedeutung der Bremer Großkaufleute für die bremische Entwicklung finden ebenso Erwähnung wie der Zollbeitritt Bremens.
Der Beitrag von Georg Skalecki befasst sich mit den einschneidenden städtebaulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert, ausgelöst durch die industrielle Revolution und die Reichsgründung. Skalecki beschreibt sehr anschaulich, wie sich Bremen von der Kleinstadt, in der noch die Kirchen und das Rathaus eine städtebauliche Dominante darstellen, zur Großstadt entwickelt. Von diesen spannt er den Bogen hin zu einer kritischen Betrachtung der "Stadtzerstörung" durch eine zunehmende "Hochhausmanie" in den Großstädten der Gegenwart.
Uwe Schwartz widmet sich in seinem Aufsatz dem renommierten Architekten Johann Georg Poppe. Ohne seine Bauten, wie zum Beispiel die Bremer Baumwollbörse oder die Wasserkunst auf dem Stadtwerder, wäre das Stadtbild Bremens nicht vorstellbar. Schwartz zeichnet das Leben und die Arbeitsweise des ornamentverliebten und zeichnerisch talentierten Baumeisters eindrucksvoll nach.
Marie Schneider, Achim Todenhöfer und Rolf Kirsch sowie Uwe Schwartz und Ottmar Struwe stellen in ihren Beiträgen jeweils bedeutende Bauwerke des Historismus vor: die Bremer Baumwollbörse, die Silberwarenfabrik Koch und Bergfeld, den Bremer Hauptbahnhof und die Seezeichen in Bremerhaven. Ob Geschäftshaus oder Industriebauwerk, in allen Beiträgen werden die für den Historismus typischen Charakteristika, wie der architektonische Stilpluralismus, die Verwendung von Gusseisen und Stahlbeton, die bemerkenswerte technische Schönheit und nicht zuletzt das Ziel, Repräsentationsbauten zu errichten, erkennbar.
Der vorliegende reich bebilderte Band zeichnet sich durch seine allgemeinverständlich abgefassten Texte in besonderer Weise aus.
Wie üblich werden abschließend die neu unter Schutz gestellten Kulturdenkmale vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis von Band 13
Der Herausgeber
Das Landesamt für Denkmalpflege ist die zentrale Fachbehörde für alle Fragen zu Denkmalschutz und Denkmalpflege im Land Bremen. Die gesetzlichen Hauptaufgaben sind die Unterschutzstellung, die Erforschung und die Pflege der erhaltenswerten Kulturdenkmäler in Bremen. Prof. Dr. Georg Skalecki, Kunst- und Architekturhistoriker sowie langjähriger Denkmalpfleger, leitet das Amt.
Georg Skalecki (Hg.)
»Denkmalpflege in Bremen«
Schriftenreihe des Landesamtes für Denkmalpflege Bremen, Band 13
124 S., zahlr. Abb.,
23,5 x 16,5 cm, kt.
ISBN 978-3-8378-1048-6
5.90 €