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Straße:
Contrescarpe 22 & 23 & 24
Denkmaltyp:
Bürohaus & Wohnhaus
Listentext:
Contrescarpe 22-24, Villa Lürman, 1822 von Jacob Ephraim Polzin, Umbau 1866 von Heinrich Müller (1973) (siehe Denkmalgruppe Contrescarpe 8-15,...)°
Kurzbeschreibung:
Die Contrescarpe zwischen Kohlhökerstraße und Hohenpfad vereinigt beispielhaft die unterschiedlichen Facetten großbürgerlicher Wohnkultur in Bremen im 19. Jahrhundert.°
Das äußere Ufer des Festungsgrabens, die Contrescarpe, bot schon frühzeitig nach Schleifung der Wälle wohlhabenden Kaufleuten Anreiz, die Wohnung vom Kontor zu trennen und nur pro forma den Wohnsitz in der Altstadt zu behalten. Bereits 1803 baute Bremens berühmter Bürgermeister, Johann Smidt, an der Contrescarpe seinen Wohnsitz (ehemals Nr. 25, kriegszerstört). Bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Contrescarpe zunehmend mit freistehenden Einfamilienhäusern bebaut. Aus dieser Zeit hat sich mit Haus Nr. 22 bis heute das ehemalige Sommerhaus des Ältermans Theodor Gerhard Lürman aus dem Jahre 1822 erhalten, wenn auch im Umbau von 1866. Die meisten dieser Sommerhäuser wurden ab 1849, nach Aufhebung der Torsperre und der staatsrechtlichen Gleichstellung der Vorstadtbürger, als der Baugrund an der Contrescarpe eine ernorme Aufwertung erfuhr, verdrängt von Reihenhäusern oder dicht gestaffelten Walmdachhäusern für das gehobene Bürgertum.°
Frühe Beispiele sind die freistehenden oder als Doppelhaus zusammengefassten Häuser Contrescarpe 17-19, die bereits um 1850 entstanden sind, jedoch kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert im beim Großbürgertum beliebten Stil der Neorenaissance überformt worden sind. In den Jahren 1852-1853 sind die Reihenhäuser Contrescarpe 27, 29-30, 33-36 und Kohlhökerstraße 38 erbaut worden. Sie sind mit ihren verhalten klassizistischen Fassaden zeittypische Vertreter des Reihenhauses ("Bremer Hauses") für eine begüterte Klientel. War der vorhandene Baubestand in den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts nur verdichtet worden, so kommt es um 1870 (Hausnrn. 9-15) und 1894 (Nr. 8a-8d) auch zu der Verdrängung bereits bestehender Vorstadtbebauung zwischen Meinkenstraße und Hohenpfad.°
Das Wohnhaus Contrescarpe 22 hatte sich der Kaufmann und Konsul Theodor Gerhard Lürman 1822 von Jacob Ephraim Polzin als eingeschossiges Sommerhaus erbauen lassen. Es ist heute das älteste erhaltene Gebäude an der Contrescarpe. Der übergiebelte Portikus mit dorischen Säulen und die vorgelagerte sechsstufige Freitreppe stammen noch aus der Erbauungszeit.°
1866 ließ sich der Sohn des Erbauers, Konsul Johannes Theodor Lürman, das Haus zu einer prächtigen Vorstadtvilla durch den Architekten Heinrich Müller vergrößern. Von einem bereits zuvor, 1853 durch den Maurermeister Rutenberg errichteten Gartenhaus (1963 für den benachbarten Neubau abgebrochen) hat sich nur ein Teil der offenen Loggia mit zwei Karyathiden am Verbindungsgang zum Neubau erhalten. Im Gartensaal hinter dem Portikus wurde 1993 die Ausmalung der Jahre 1904-1905 nach Entwürfen von Rudolf Alexander Schröder wieder hergestellt.
Num.-Dat.:
1866 & 1904-1905 & 1963
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Müller, Heinrich
Kommentar:
Vergrößerung und Aufstockung des Sommerhauses
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Polzin, Jacob Ephraim
Funktion:
Architekt & Zimmermeister
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Rutenberg, Lüder
Kommentar:
Errichtung eines heute nicht mehr erhaltenen Gartenhauses
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Schröder, Rudolf Alexander
Funktion:
Schriftsteller & Architekt
Kommentar:
Neugestaltung der Inneneinrichtung
Architekt/Künstler:
Lürman, Johannes Theodor
Architekt/Künstler:
Lürman, Theodor Gerhard
Funktion:
Kaufmann & Aeltermann & Konsul
Architekt/Künstler:
Wolde, Johann Georg
Sozietät Name:
Senator für Inneres
Quelle:
Weniger, Andrea: Die Gemäldesammlung des Aeltermann Theodor Gerhard Lürman (1789-1865) im Kontext ihrer Entstehungszeit in Bremen, Masterarbeit Oldenburg 2008
Stelle:
16-19 (Polzins Sommerhaus); 27-28 (Erweiterungsbau Rutenberg); 30 (Aufstockung durch Müller)
Lit.-Kurztitel:
Architektur in Bremen und Bremerhaven, 1988
Lit.-Kurztitel:
Brandes, Gustav, Aus den Gärten einer alten Hansestadt, 1939
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900, 1900
Lit.-Kurztitel:
Heiderich, Ursula und Günter Heiderich: 1899-1931. Rudolf Alexander Schröder und die Wohnkunst, Bremen 1977
Stelle:
115-121, Abb. 12-17
Lit.-Kurztitel:
Hoffmann: Erforschen, Pflegen, Schützen, Erhalten, 1998
Lit.-Kurztitel:
Kloos, Werner: Das alte Bremen, Bremen 1978
Lit.-Kurztitel:
Springfeld, Bernhard: Von der großbürgerlichen Villa zum Behördensitz. Die Geschichte der Häuser Contrescarpe 22/24 =°
Bremisches Jahrbuch 99 (2020)
Lit.-Kurztitel:
Stein, Rudolf: Klassizismus und Romantik in der Baukunst Bremens I, 1964
Lit.-Kurztitel:
Waldmann, Emil: Rudolf Alex. Schröders neuere Arbeiten auf dem Gebiet der angewandten Kunst =°
Dekorative Kunst 16 (1908)
Stelle:
S. 14-$, Abb. S. 149-163; 171, 174, 180 o.l., 181 u., 182 u., 183 o., 184 (Zuordnung lt. Heiderich 1977)
Lit.-Kurztitel:
Weniger, Andrea: Bürgerliche Sammlungskultur in Bremen am Beispiel der Gemäldesammlung des Aeltermann Theodor Gerhard Lürman (1789-1865) =°
Niedersächsische jahrbuch für Landesgeschichte 82 (2010)