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Straße:
Bürgermeister-Smidt-Straße 173 & 175 & 177 & 179 & 181& 183 & 185 & 187 & 189 & 191 & 193 & 195 & 197 & 199 & 201 & 203 & 205
Hardenbergstraße 1 & 2 & 3 & 4 & 5 & 6 & 7 & 8
Kantstraße 1
Scharnhorststraße 2 & 4 & 6 & 8 & 10 & 12 & 14 & 16 & 18 & 20
Steinstraße 1 & 2 & 3 & 4 & 5 & 6 & 7
Waldemar-Beckè-Platz 2 & 4 & 6
Listentext:
Bürgermeister-Smidt-Straße 173/205, Städtische Wohnhausgruppe, Bauabschnitt X und Wohnhausgruppe der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge, Baugruppen I-V, 1927-1931 (2009)°
Hardenbergstraße 1-8°
Kantstraße 1°
Scharnhorststraße 2/20°
Steinstraße 1-7°
Waldemar-Beckè-Platz 2/8°
Bestandteile der Denkmalgruppe:- Bürgermeister-Smidt-Straße 173/185/Hardenbergstraße 1/Scharnhorststraße 2/Waldemar-Beckè-Platz 2/6, Städtische Wohnhausgruppe X, 1929 von Julius Hagedorn und Fritz Boysen (2009)°
- Hardenbergstraße 3/7/Scharnhorststraße 4/12, Gemeinnützige Wohnungsfürsorge, Baugruppe I und II, 1928 von Willy Rump (2009)°
- Hardenbergstraße 4/8/Scharnhorststraße 14/16, Gemeinnützige Wohnungsfürsorge, Baugruppe III, 1928-1929 von Willy Rump (2009)°
- Bürgermeister-Smidt-Straße 187/193/Hardenbergstraße 2/Scharnhorststraße 18/20/Steinstraße 1/7, Gemeinnützige Wohnungsfürsorge, Baugruppe IV, 1929-1930 von Willy Rump (2009)°
- Bürgermeister-Smidt-Straße 195/205/Kantstraße 1/Steinstraße 2/6, Gemeinnützige Wohnungsfürsorge, Baugruppe V, 1930-1931 von Willy Rump (2009)
Kurzbeschreibung:
Das 1921 in der Anton-Schumacher-Straße begonnene städtische Wohnungsbauprogramm unter der Gesamtleitung des Bremerhavener Stadtbaurats Julius Hagedorn fand 1929 mit der Errichtung des X. Bauabschnitts in prädestinierter Position an der Bürgermeister-Smidt-Straße, Ecke Waldemar-Becké-Platz seinen Abschluss. Dieser X. Bauabschnitt ist formal gesehen im architektonischen Sinne am modernsten und deshalb durchaus vergleichbar mit den analog in den Hochburgen des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland, allen voran Berlin und Hamburg, entstandenen Wohnanlagen. Besonders die Gesamtwirkung der fünfgeschossigen, gerade mit einem Kaltdach abgeschlossenen Klinkerfassade zur Bürgermeister-Smidt-Straße ist durchaus monumental und wirkt großstädtisch.°
Der X. Bauabschnitt war ein Höhepunkt des städtischen Wohnungsbaus in Bremerhaven, aber auch in zweifacher Hinsicht ein Abschied: Hier endete nach der Errichtung von 455 Wohnungen das Engagement der Stadt Bremerhaven als Bauherr, und Stadtbaurat Hagedorn musste einsehen, dass angesichts der schlechten ökonomischen Bedingungen in absehbarer Zeit kein privater Investor bereit sein würde, die vor dem Ersten Weltkrieg aufgegebene Bebauung mit Geschäftshäusern entlang der Bürgermeister-Smidt-Straße fortzuführen, wie es die städtebauliche Entwicklungsplanung vorgesehen hatte.°
Die Bürgermeister-Smidt-Straße wurde nun stattdessen einseitig mit reinen Wohnhäusern fortgeführt, auch wenn die Erdgeschossgrundrisse noch für eine später mögliche Geschäftsnutzung ausgelegt waren. Hagedorn bestand darauf, die Höhe der Gebäude zur Hauptstraße an der Vorkriegsbebauung der Straße zu orientieren, obwohl vier Obergeschosse gegen die gültige Bauordnung verstießen: Er argumentierte, dass neben dem städtebaulichen Argument auch die hohen Fundamentierungskosten der 18 Meter tiefen Pfahlgründung zu berücksichtigen seien, deren zusätzlicher Kostenaufwand durch die Genehmigung eines weiteren Geschosses gemildert würden.°
Bauträger war von nun an die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge e.V. Diese gemeinnützige Baugesellschaft wurde 1927 vom Ortsverein Bremerhaven-Wesermünde des Reichsbundes Deutscher Mieter gegründet und war strukturell keine Genossenschaft. Der Mieterverein war einziger Gesellschafter der Baugesellschaft, ein bis heute bundesweit einzigartiges Modell.°
Die Wohnungsfürsorge begann den Bau von 243 Wohnungen in 5 Bauabschnitten auf dem von der Stadt in Erbbaurecht gepachteten Grundstück. Die Baukosten wurden zu 50% durch eine Hypothek der Sparkasse, zu 40% durch Hauszinssteuerhypotheken und lediglich zu 10% durch Eigenkapital finanziert. Kapitalzufluss erreichte die Gesellschaft durch die Ausgabe von sog. Bauanteilen an die damals etwa 4000 Mitglieder des Vereins, die an der Anmietung der neuen Wohnungen interessiert waren. Der Verein scheute zunächst, die Bauausführung selbst zu übernehmen und fragte 1927 von Seiten des Vorstands an, ob das Stadtbauamt die Entwürfe erarbeiten könne. Das Ersuchen wurde jedoch vom Magistrat der Stadt Bremerhaven abgelehnt.°
Daraufhin gewann der Bauverein den Architekt Willy Rump für diese Aufgabe, der die fünf Bauabschnitte der Wohnungsfürsorge sehr variantenreich, aber gleichzeitig auch als ein konsistentes Ensemble entlang der Bürgermeister-Smidt-Straße entwarf. Die Wohnungen waren aus damaliger Sicht höchst fortschrittlich und modern gestaltet und überwiegend mit Zentralheizung und Bädern versehen. Die großstädtisch-moderne Durchgestaltung der Fassaden zur Bürgermeister-Smidt-Straße ging jedoch auf einen Entwurf des Stadtbauamtes zurück. Als Vorlage diente Rump eine Variante für die Eckbebauung zur Platzanlage, die der seit 1925 im Stadtbauamt tätige Architekt Fritz Boysen 1928 gezeichnet hatte. Der Verein und sein Architekt waren also gerne bereit, sich stilistisch den Vorgaben des Stadtbauamtes anzunähern. Die eigene Handschrift des Architekten Rump zeigt sich eher an den Entwürfen für die Hauseingänge und an den doch deutlich traditioneller gestalteten Fassaden zur Scharnhorststraße.°
Die Bebauung an der Bürgermeister-Smidt-Straße ist vergleichbar mit der zeitgleich entstandenen Wohnbebauung des Geestemünder Bauvereins am Bahnhof Geestemünde. In Bremerhaven und Wesermünde war es gleichermaßen gelungen, so der Wesermünder Stadtbaurat Wilhelm Kunz, "ganze Blöcke einheitlich zu bebauen und den ungehemmten Individualismus Einzelner auszuschalten". Dieses war nach Auffassung von Kunz "die beste Lösung" für die Integration der neuen Wohnhaustypen in das alte Stadtbild.°
In Bremerhaven gelang es im Unterschied zu Wesermünde zusätzlich, dem Ensemble einen großstädtischen Ausdruck zu geben. Die an der Bürgermeister-Smidt-Straße mit vier Obergeschossen und 19 Metern schon monumentale Höhe der Fassaden, der gerade Abschluss mit einem Flachdach über einem regelmäßig durchfensterten Mezzaningeschoss und die besonders im Bauabschnitt zwischen Hardenberg- und Steinstraße konsequent horizontal gegliederten Fenster- und Brüstungselemente sind im besonderen Maße Ausdruck einer im Wandel begriffenen Gesellschaft und Träger "kultureller Werte" (Kunz). Das überkommene Schema einer sozialen Differenzierung innerhalb von Mietshäusern ist hier gestalterisch überwunden: diese Architektur behandelt alle Geschosse gleichrangig. Der zunehmend motorisierte Verkehr auf den Straßen - damals noch euphorisch begrüßt - veränderte die Wahrnehmung und erforderte in den Augen der Architekten neue Architekturformen. Viele Architekten dynamisierten die Architektur mit einer horizontalen, fließenden, der Bewegung nicht widerstrebenden Baugliederung.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Hagedorn, Julius & Boysen, Fritz & Rump, Willy
Sozietät Name:
Magistrat der Stadt Bremerhaven & Gemeinnützige Wohnungsfürsorge e.V.
Quelle:
Lamot, Anneke: Bauten der 1920er und 1930er Jahre in Bremerhaven-Wesermünde. Masterarbeit im Masterstudiengang Denkmalpflege der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2012
Quelle:
Schwartz, Uwe: Expertise zum Erhaltungsgebiet Scharnhorststraße, 2012
Lit.-Kurztitel:
50 Jahre Gemeinnützige Wohnungsfürsorge GmbH - Bremerhaven 1927-1977, o.O, o.J. (1977)
Lit.-Kurztitel:
Hagedorn: Der Wohnungsbau in Bremerhaven nach dem Kriege =°
Tjaden (Hrsg.), Wohnungsbauten nach dem Kriege in den Städten an der Unterweser: Bremen, Wesermünde, Bremerhaven, Düsseldorf 1929
Stelle:
62-72 (mit Lageplan der einzelnen Bauabschnitte)
Lit.-Kurztitel:
Schwartz, Uwe: Mietwohnungsbau in Bremerhaven zwischen den Weltkriegen =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 5, Bremen 2008
Lit.-Kurztitel:
Turek, Hugo: Kommunaler Wohnungsbau in Bremerhaven 1921-1961, Bremerhaven: Städt. Wohnungsgesellschaft 1961