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Denkmaltyp:
Friedhofskapelle & Krematorium
Listentext:
Im Freien Meer 32, Friedhofskapelle mit Krematorium und Urnenhalle auf dem Waller Friedhof, 1955-1957 von Otto Bartning und Otto Dörzbach (2024)
Baugeschichte:
8.1.1955: Bauplan Krematorium Walle°
28.11.1956: Richfest Krematorium und Kapelle°
7.12.1957: Krematorium Walle. Einweihung des Neubaus von Kapelle und Urnenhalle°
Kurzbeschreibung:
Die Friedhofskapelle mit angegliedertem Krematorium und einer Urnenhalle entstand von 1955 bis 1957 auf einem Erweiterungsgebiet des Waller Friedhofs nach Plänen der Architekten Otto Bartning (1883-1959) und Otto Dörzbach (1920-1989). Das Krematorium, das angesichts steigender Zahlen von Einäscherungen die bis dahin einzige bremische Anlage auf dem Riensberger Friedhof entlasten sollte, stellte im Mai 1988 den Betrieb ein, da es seitens der Anwohnerinnen und Anwohner zu Beschwerden wegen Geruchsbelästigung gekommen war.°
Die Bauaufgabe hielt für die Architekten die besondere Herausforderung bereit, die Kapelle und das Krematorium so anzuordnen, dass sie einander nicht stören. So bestand die Lösung in einer stark gegliederten Baugruppe, deren einzelne Glieder die unterschiedlichen Funktionen aufnehmen. Der Komplex besteht aus der Kapelle, dem Krematorium, der separaten Urnenhalle und einigen Funktionsräumen. Alle Baukörper sind um einen Innenhof herum gruppiert. Jede Blickrichtung bietet so einen anderen Eindruck, mal mit offenen, mal mit intimen Bereichen.°
Die Kapelle, das dominierende Element der Gesamtanlage, steht auf einem trapezförmigen Grundriss und besitzt ein Pultdach. Die Umfassungswände der Gebäude sind mit rötlich geaderten Wesersandsteinplatten verkleidet, deren warmer Farbton mit dem kühlen Grau der Stahlbetonelemente kontrastiert. Ein großes Fenster mit dem Glasgemälde des Bremer Künstlers August Welp aus dem Jahr 1957 in der Stirnwand der Kapelle symbolisiert in leuchtenden Farben und abstrakten Formen die Flamme und das Licht.°
Die Konzeption der Anlage folgt dem Ablauf einer Trauerfeier. Der Weg beginnt am tiefsten Punkt des Geländes, verläuft über eine versteckt gelegene Treppe, führt auf den ummauerten, baumbestandenen Innenhof und setzt sich durch die breite Glasfront an der Südostseite der Kapelle fort. Nach der Einsegnung wird der Sarg in Begleitung der Trauergemeinde durch ein vierteiliges Ausgangstor unterhalb des Buntglasfensters in einen als "Lichthalle" bezeichneten Vorraum getragen. Im Sinne von Bartings und Dörzbachs inszenierter Wegführung geht die Trauergemeinde zusammen mit dem Verstorbenen in das Licht hinein. Der Weg des Sargs führt von diesem Vorraum weiter entweder geradeaus durch die Ausgangstür ins Freie zur Erdbestattung oder - als das Krematorium noch in Betrieb war - mit einer Wendung nach rechts zur Verbrennungsanlage.°
Der Gebäudekomplex hat sich bemerkenswert gut und in überwiegend bauzeitlicher Substanz erhalten, sodass der ursprüngliche Entwurfsgedanke der Architekten noch umfassend sichtbar und spürbar ist. Die Erhaltung liegt aus künstlerischen, geschichtlichen und heimatgeschichtlichen Gründen im Interesse der Öffentlichkeit. Ein besonders hoher gestalterischer Anspruch liegt in der geschickten Positionierung der einzelnen Bauglieder und in der Wahl der Materialien, die eine nicht alltägliche und würdevolle Ausstrahlung erzeugen. Architekturgeschichtliche Bedeutung erlangt das Bauwerk, da es ein nicht uniformes Beispiel für die Baukunst von Friedhofskapellen in der Nachkriegszeit darstellt. An ihm lässt sich zudem eindrücklich ein für die 1950er-Jahre charakteristisches Entwurfskonzept ablesen, das auf der intendierten Wegführung als Leitgedanke für die Architektur beruht. Außerdem stellt das Gebäude ein heimatgeschichtliches Zeugnis des Wideraufbaus im kriegszerstörten Bremen-Walle dar, für das die renommierten Architekten Bartning und Dörzbach gewonnen werden konnten.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Bartning, Otto
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Dörzbach, Otto
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Welp, August
Kommentar:
Wandplastik "Seezeichen" & Metall-Wandplastik "Roland"
Lit.-Kurztitel:
Architektur in Bremen und Bremerhaven, 1988
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1950-1979, 2014
Lit.-Kurztitel:
Die Neugestaltung Bremens, Heft 8: 10 Jahre öffentlicher Hochbau, Bremen 1963
Lit.-Kurztitel:
Die Neugestaltung Bremens, Heft 10: Die Kunst am Bau, Bremen 1965
Lit.-Kurztitel:
Flugdächer und Weserziegel, 1990
Lit.-Kurztitel:
Leichtes Zelt und feste Burg, 2009/2016
Lit.-Kurztitel:
Müller-Glaßl, Uta: Waller Friedhof
Lit.-Kurztitel:
Siemon, Alfred: Friedhofskapelle in Bremen-Walle =°
Der Architekt (1958?) Sonderdruck
Lit.-Kurztitel:
Weyers, Willy: Otto Bartning, Kirchen. Handbuch für den Kirchenbau, München, 1959