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Straße:
Elisabethstraße 19
Dessauerstraße
Listentext:
Elisabethstraße 19, Pfarrhaus, 1898 von Johannes Rippe
Kurzbeschreibung:
Die Gründung der Immanuel-Gemeinde resultierte aus dem Bestreben der evangelischen Kirche, auch in den an der Wende zum 20. Jahrhundert rasch wachsenden Stadterweiterungsgebieten seelsorgerisch flächendeckend vertreten zu sein. Der St. Stephani-Gemeinde gelang es, im Bereich eines neu ausgewiesenen Wohnviertels im Waller Ortsteil Westend ein Grundstück für die Errichtung eines Pastorenhauses zu erwerben. Mit dem Bau wurde der Architekt Johannes Rippe (1838 - 1908) beauftragt, der für die Gemeinde bereits die 1876 - 1878 errichtete Wilhadi-Kirche an der Nordstraße entworfen hatte. Nach der Bereitstellung des notwendigen Baukapitals konnte 1905 mit der Planung des neuen Gotteshauses begonnen werden. Mit dem Bau der Kapelle beauftragte die Immanuel-Gemeinde wieder den Architekten Rippe. Sie wurde 1908 fertiggestellt. Rippe hatte den Kapellenraum den Wünschen der Gemeinde nach als Mehrzweckraum geplant, der den jeweiligen Bedürfnissen der Mitglieder angepasst werden konnte. Hierfür hatte er einen Kirchraum auf quadratischem Grundriss ohne die zur Erbauungszeit noch typische räumliche Ausrichtung auf den Altar entworfen. Für die flexible Möblierung mit Tischen und Stühlen war zudem Stauraum unter Bodenklappen vorgesehen.° Die nächste große Bauphase erlebte die Gemeinde, als 1958 zum einen der Kirchenraum umgestaltet, zum anderen 1961 östlich des Pastorenhauses ein Gemeindehaus errichtet wurde. Mit beiden Vorhaben wurde Carsten Schröck (1923 - 1973) beauftragt, der als aufstrebender junger Architekt bereits beim Wiederaufbau des Stephaniviertels tätig gewesen war.°
Die Gebäude des Ensembles stehen traufständig zur Straße. Kapelle und Pastorenhaus sind im neugotischen Stil aus roten Ziegeln mit horizontalen Lagen schwarz glasierter Ziegel gemauert. Durch den Verzicht auf einen weithin sichtbaren Kirchturm reiht sich die Kapelle wie selbstverständlich in die Straßenzeile der Elisabethstraße ein. Das Gemeindehaus von Carsten Schröck ist ein frühes Werk des Brutalismus in Bremen und stellt unter anderem durch die Verwendung von rohbelassenem Beton einen stilistischen Kontrast zu den neugotischen Nachbarhäusern dar.°
Trotz der Einschränkungen der Baugrundstücke ist es den Architekten Rippe und Schröck gelungen, ein für die evangelische Kirche repräsentatives Bauensemble zu schaffen, das sich von der umliegenden Wohnbebauung zwar absetzt, diese aber nicht beeinträchtigt. Das Gesamtbild ergibt eine aufschlussreiche historische Zusammenschau von hohem geschichtlichen und künstlerischen Wert. Die innovative Nutzung des Kirchenraums als Mehrzweckraum auch für außergottesdienstliche Veranstaltungen war ein Vorgriff auf die späteren Gemeindesäle und -zentren, die verstärkt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Pfarrbezirken eingerichtet wurden.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Rippe, Johannes
Quelle:
Nacherfassung Ricci
Lit.-Kurztitel:
Heitmann, Claus: Von Abraham bis Zion, Bremen 2000
Lit.-Kurztitel:
Kulturhaus Walle Brodelpott: Walle-Utbremen 1860-1960. Ein Photographischer Streifzug, Bremen 2007
Lit.-Kurztitel:
Kulturinitiative Brodelpott e.V.: Walle-Utbremen 1860-1945. Ein photografischer Streifzug, Bremen 1996
Lit.-Kurztitel:
Stiehler, Axel und Oliver Wilking (Hg.): 101 Geschichten aus Immanuel. Die evangelische Immanuel-Kapelle in Bremen, 1908-2009