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Straße:
Ludwig-Jahn-Straße 6
Listentext:
Ludwig-Jahn-Straße 6, Gemeinde-Turnhalle Aumund, 1928-1929 von Johann Meyer (2013)
Kurzbeschreibung:
Bis 1928 hatten die fünf Volksschulen in der damaligen preußischen Gemeinde Aumund nur eine Turnhalle zur Verfügung, und zwar die der Lobbendorfer Schule (heute Fröbelstraße 52). Darüber hinaus drängten verschiedene lokale Turn- und Sportvereine darauf, ihre Platznot durch den Bau einer neuen Turnhalle zu beheben. Nach langen Diskussionen und "stürmischen Sitzungen" (Boemke) im Gemeinderat beschloss man 1928, an zentraler Stelle - am Sportplatz südlich der Schillerschule, damals an der Werftstraße, heute Ludwig-Jahn-Straße - eine neue Gemeinde-Turnhalle zu errichten.°
Die Turnhalle in der Ludwig-Jahn-Straße ist in erster Linie ein wichtiges zeittypisches sozialgeschichtliches Zeugnis, und zwar in mehrfacher Hinsicht:°
Die Turnhalle steht exemplarisch für die allgemeine Sportbegeisterung der 1920er Jahre. Sport war ein Zeichen von Modernität; der durchtrainierte Körper galt als Schönheitsideal. Auch Frauen waren nun sportlich aktiv: Bei Frauen waren vor allem Turn- und Gymnastikvereine beliebt. Dort konnten sie auch Sportgeräte, wie das innovative, 1925 von Otto Feick erfundene Rhönrad ausprobieren.°
Darüber hinaus ist die Turnhalle ein anschauliches bauliches Zeugnis des Arbeitersports, der in den 1920er Jahren seine Hochzeit erlebte. Für die Arbeiter boten der Sport und das gesellige Leben in den Arbeiter-Turn- und -Sportvereinen einen willkommenen Ausgleich zur täglichen Arbeit in der Fabrik. Nach 1918 durften neben den bürgerlichen auch die Arbeiter-Turn- und Sportvereine die öffentlichen Turnhallen und Sportplätze nutzen, die ihnen vorher verschlossen waren.°
Bezeichnend ist, dass die Aumunder Turnhalle mit ihrem Raumprogramm nicht nur den sportlichen Ansprüchen, sondern auch den kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen ihrer künftigen Nutzer Rechnung trug. Damit kommt die ehemalige Gemeinde-Turnhalle Aumund der Idee des "Volkshauses" sehr nahe, die in den 1920er Jahren ebenfalls (wieder) ein großes Thema war.°
Schließlich ist die Aumunder Turnhalle auch ein Baudokument für die ebenfalls so zeittypische Gewerkschaftsbewegung der Weimarer Republik. Wohl symptomatisch ist die Tatsache, dass die aus unterschiedlichen Gewerkschaftlern bestehende "Bauhütte Vegesack und Umgebung", die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist, die Bauausführung für die Turnhalle übernahm.
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Meyer, Johann
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Roselius, Christian (?)
Sozietät Name:
Gemeinde Aumund
Quelle:
Staatsarchiv Bremen
Stelle:
Bestand 6,6/6-223 (zum Bau der Turnhalle, u.a. Antrag auf Zuschüsse), Bestand 4, 75/5-414 (zur Bauhütte Vegesack) und Roselius-Nachlass Bestand 7,66-786, Blatt 1-3 mit Gestaltung der Außenanlagen (s.u.)
Quelle:
Staatsarchiv Stade, Kartenabteilung
Stelle:
Mappe 1161, ehem. Rep. 180 C Nr. 3341, Neubau einer Turnhalle in Aumund, Werftstraße, Lageplan und Grundrisse (6 Blatt), Handzeichnungen (Kopien)
Lit.-Kurztitel:
Boemke, B.: Bremen-Aumund in Gegenwart und Vergangenheit. Semesterarbeit in Geographie, Bremen 1950
Lit.-Kurztitel:
Müller, H.; J. Hartwig (Hg.): Fähr-Lobbendorf, Bremen 1997
Lit.-Kurztitel:
Schöß, Susanne: Bremen-Nord, ein Ort der Moderne? Bauten der 1920er-Jahre in Vegesack und Blumenthal =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 10, Bremen 2013
Lit.-Kurztitel:
Thalenhorst, C.: Bremen und seine Bauten 1900-1951, Bremen 1952