Sie sind hier:

Karstadt Warenhaus

OBJ-Dok-nr.: 00001887




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Mitte
Stadtteil:
Mitte
Ortsteil:
Altstadt
Straße:
Obernstraße 5 & 21 & 23 & 25
Sögestraße 2
Lloydpassage 44 & 45 & 46 & 47
Denkmaltyp:
Kaufhaus
Eintragung:
2010
Listentext:
Obernstraße 5/25, Karstadt Warenhaus, 1930-1932 von Behrens & Neumark (2010)°
Sögestraße 2°
Lloydpassage 44-47
Kurzbeschreibung:
Das 1930-1932 als moderner fünfgeschossiger Betonskelettbau mit grob bossierter, aufwendiger Verblendung aus Ettringer Tuff erbaute Warenhaus Karstadt ist ein überregional bedeutendes Dokument der Warenhausarchitektur und Warenhauskultur der Zwanziger- und Dreissigerjahre und das für den baulichen und wirtschaftlichen Entwicklungsprozess der Bremer Innenstadt in der Zwischenkriegszeit prägnanteste historische Bauzeugnis. Zugleich ist es auch neben dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Nordwolle ("Haus des Reiches") und dem Konzerthaus "Glocke" der künstlerisch bedeutendste Vertreter der Architektur der Spätzwanziger- und der Frühdreissigerjahre in Bremen, wobei es im Gegensatz zu den genannten anderen Beispielen für eine entschieden moderne Haltung steht.°
Es ist ferner in der Unternehmensgeschichte der Karstadt AG nach der Kriegszerstörung der Warenhäuser Hamburg-Barmbek und Berlin-Hermannplatz der wohl wichtigste verbliebene Repräsentant der Warenhausarchitektur des Konzerns in der von starker Expansion gekennzeichneten Vorkriegszeit, als unter der Ägide des Chefs der Karstadt-Bauabteilung Philipp Schaefer (1885-1952) eine einheitliche und formal überzeugende Architektursprache entwickelt worden war.°
Der Bau des monumentalen Warenhauses in der kleinteiligen Bremer Altstadt erforderte den Abbruch zahlreicher Altbauten und war umstritten, wurde aber auch als Zäsur und Sensation empfunden. Karstadt war seit 1902 in Bremen präsent, zunächst in dem angekauften und umgebauten ehemaligen Geschäftshaus Theodor Graser in der Sögestraße / Ecke Pelzerstraße. An diesem sukzessive vergrößerten Standort sollte später dann in der Nachkriegszeit das Gebäude der Karstadt-Tochter Kepa entstehen, gefolgt vom Neubau des heutigen Karstadt-Sporthauses. Geschäft und Sortiment erweiterten sich schon bald nach dem Karstadt-Start in Bremen, und man kaufte nach und nach Immobilien und Flächen im Quartier Obernstraße / Sögestraße / Große Hundestraße hinzu. Seit 1920 war das im Geschäftshausbau erfahrene, renommierte Bremer Architektenbüro Behrens & Neumark (Heinrich Wilhelm Behrens, 1873-1956, und Friedrich Neumark, 1876-1957) mit ersten Planungen für einen Neubau an der Obernstraße beauftragt. 1927 arrondierte man das Terrain in diesem Bereich durch Erwerb weiterer Grundstücke und schuf so die Basis für den seit diesem Jahr konkreter betriebenen Neubau.°
Besondere Bedeutung kommt als Vorbild für den Bremer Karstadt-Bau dem riesigen Karstadthaus am Hermannplatz in Berlin zu. Gemeinsame Merkmale des Berliner und des Bremer Hauses waren die mehrfach gestaffelten Pfeiler der vertikalistisch inszenierten und rhythmisierten Naturstein-Pfeilerfassaden, die vertikalen Beleuchtungsakzente für abendliche Wirkung, monumentale, über mehrere Geschosse reichende Lichthöfe mit marmorverkleideten Pfeilern, ein Dach-Café mit Gartenterrasse, sowie natürlich auch die moderne Ausstattung mit Aufzügen, Rolltreppen, Sprinkleranlage etc. Der Fassadenstil knüpfte an die Pfeilerarchitektur-Warenhaus-Entwurfstradition von Alfred Messel an und ignorierte mit seinem Vertikalismus neuere, horizontal ausgerichtete Warenhaus-Fassadengestaltungen, wie sie bei Vertretern der zeitgenössischen Avantgarde, etwa Mendelsohns Warenhäusern für den Schocken-Konzern, zum Zuge gekommen waren.
Epoche:
Zwischenkrieg
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1930-1932
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Behrens, Heinrich Wilhelm & Neumark, Friedrich
  Funktion:
Architektengemeinschaft
Quelle:
Bauakte
  Stelle:
Pläne nach Wiederaufbau 1961
  Herkunft:
BO Bremen
Lit.-Kurztitel:
Architektur in Bremen und Bremerhaven, 1988
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Aschenbeck, Nils: 33 Häuser in Bremen - 33 Bremer Geschichten, Bremen 2004
  Stelle:
61-63
Lit.-Kurztitel:
Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Band A (Bauten für Handel und Gewerbe, Band A, Handel), Berlin 1978
  Stelle:
S. 21, S. 57-61 (Karstadt am Hermannplatz)
Lit.-Kurztitel:
Bremen und seine Bauten 1900-1951, 1952
  Stelle:
Abb. XI h 12
Lit.-Kurztitel:
Hamburg und seine Bauten 1918-1929, Hamburg 1929
  Stelle:
Karstadt Barmbek, Abb. S. 175
Lit.-Kurztitel:
Rudolf Lenz: Karstadt - Ein deutscher Warenhauskonzern 1920-1950, Stuttgart 1995
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Schriever-Abeln, Hans-Georg (Red.): Ein gutes Stück Bremen. Hundert Jahre Karstadt in Bremen 1902-2002, Bremen 2002
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Schwartz, Uwe: Öffentliche und private Großbauten in Bremen zwischen den Weltkriegen =°
Denkmalpflege in Bremen, Heft 10, Bremen 2013
  Stelle:
24-36
Lit.-Kurztitel:
Stefan Schilling: Das Warenhaus Karstadt. Modernität im historischen Umfeld =°
Häuser der Großstadt. Die Architekten Behrens und Neumark in Bremen, Delmenhorst 1997
  Stelle:
57-68
Lit.-Kurztitel:
W. Kellner und Co. Bremen. 1908 - 1958, Bremen 1958